Z Gastroenterol 2012; 50 - K363
DOI: 10.1055/s-0032-1324297

Die Bedeutung von Wertigkeit, Morphologie, Bruchgröße und Risikofaktoren für die Klassifikation von Ventral- und Inzisionalhernien

UA Dietz 1, J Filser 1, L Spor 1, A Winkler 1, P Heuschmann 1, CT Germer 1
  • 1Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie der Universität Würzburg, Würzburg, Germany

Einleitung: Die Ergebnisse der chirurgischen Therapie von Ventral- und Inzisionalhernien müssen noch deutlich verbessert werden. Ein wichtiger Baustein ist die Klassifikation und die Bildung von Patientengruppen die von gemeinsamen Therapiekonzepten profitieren. Ziel dieser Studie ist die Untersuchung von Narbenhernien-Klassifikationskriterien bezogen auf das Rezidiv und die postoperativen Komplikationen.

Methode: In einer retrospektiven Analyse, wurden die Daten von 330 Patienten die an einer Ventral- oder Inzisionalhernien operiert worden untersucht. Folgende Klassifikationskriterien wurden berücksichtigt: Wertigkeit (primär oder rezidiviert), Morphologie, Bruchpfortengröße und Risikofaktoren. Der primäre Endpunkt war das Auftreten eines Rezidivs im Beobachtungszeitraum. Sekundäre Endpunkte waren die postoperativen Komplikationen. Der Einfluss der Klassifikationskriterien auf postoperative Komplikationen wurde mittels multivariater logistischer Regression ausgerechnet der Einfluss auf das Auftreten eines Rezidivs wurde mittels Cox Regressionsanalyse.

Ergebnisse: Das mittlere Follow-up betrug 47,7 Monate. Das Kriterium „Wertigkeit“ bestätigte sich in der multivariaten Analyse als prediktiver Faktor für postoperative Komplikationen (OR 2,04; 95% CI 1,09–3,84; Inzisionale vs. Ventral Hernie). Das Kriterium „Morphologie“ hatte weder Einfluss auf das Auftreten von postoperative Komplikationen noch eines Rezidivs. Die Breite der Bruchpforte wurde als unabhängiger Prediktor für postoperative Komplikationen in der multivariaten Analyse bestätigt (OR 1,98; 95% CI 1,19–3,29; ≤5cm vs. >5cm). Die Länge der Bruchpforte war für das Ereignis des Neurezidivs relevant (HR 2,05; 95% CI 1,25–3,37; ≤5cm vs. >5cm). Das Vorhandensein von 3 oder mehr Risikofaktoren wurde als konsistenter Prediktor für Rezidive errechnet (HR 2,25; 95% CI 1,28–9,92). Netzreparationen wurden als protektiver Faktor für Neurezidive im Vergleich zu Nahtverfahren bestätigt (HR 0,53; 95% CI 0,32–0,86).

Fazit: Die untersuchten Klassifikationskriterien sind klinisch relevant. Die Größe der Bruchpforte und die Nummer der Risikofaktoren sind unabhängige Prediktoren für ein Neurezidiv. Eine prospektiven Serie muss diese Daten in Zukunft noch bestätigen und verfeinern.