Z Gastroenterol 2012; 50 - K377
DOI: 10.1055/s-0032-1324311

Intrahepatische Endometriosezysten als Differenzialdiagnose von Leberraumforderungen. Case report und review der Literatur

G Flügen 1, F Kröpil 1, F Jankowiak 2, SA Topp 1, WT Knoefel 1
  • 1Uniklinik Düsseldorf, Klinik für Allgemein-, Visceral- und Kinderchirurgie, Düsseldorf, Germany
  • 2Uniklinik Düsseldorf, Institut für Pathologie, Düsseldorf, Germany

Einleitung: Endometriosezysten der Leber sind eine seltene Form der Endometriose, die jedoch bildmorphologisch nicht von anderen, potenziell malignen Leberraumforderungen differenziert werden können. In Ermangelung einer typischen Klinik ist die präoperative Diagnose daher sehr schwer. In der Literatur wurden seit der Erstbeschreibung 1986 nur 17 Fälle vorgestellt. In nur einem dieser Fälle wurde eine Perizystektomie vorgenommen, obwohl in 6 von 17 Fällen die Diagnose vor der Intervention bekannt war.

Material und Methoden: Eine 32-jährige Frau ohne Vorgeschichte einer Endometriose stellte sich mit einer größenprogredienten, 9×12cm messenden zystischen Raumforderung im rechten Leberlappen (Segmente IV, V und VIII) und Schmerzen im rechten Oberbauch zur Perizystektomie vor. Zuvor erfolgte bei zunehmender Cholestase extern mehrmals die Einlage von Stents in den Gallengang, sowie die zweimalige Zystenentdeckelung und eine transhepatische Drainage. Die Diagnose einer Endometriose wurde dabei nicht gestellt. Nach offener Laparotomie wurde die Zyste mittels CUSA in toto entfernt.

Die Recherche der internationalen Literatur ergab nur 17 weitere publizierte Fälle.

Ergebnisse: Histopathologisch zeigte sich endometrioides Gewebe, welches Östrogen- und Progesteronrezeptoren exprimierte. Der postoperative Verlauf gestaltete sich regelhaft.

Trotz der hohen Prävalenz der Endometriose ist die hepatische Form eine sehr seltene Erkrankung, die auf Grund ihrer Differenzialdiagnosen häufig durch radikale operative Maßnahmen therapiert wird. Die Diagnose einer vorbestehenden Endometriose des Beckens kann ein wertvoller Hinweis sein, ist aber bei 6 der publizierten Fälle nicht in der Anamnese eruierbar.

Diskussion: Das Vorhandensein von Endometriosezysten sollte bei allen Frauen mit unklarer zystischer Leberraumforderung als Differenzialdiagnose beachtet werden. Der Mangel an endometriose-typischen Symptomen, wie zyklusabhängigen Schmerzen, oder das Fehlen von Endometrioseherden im kleinen Becken sollten nicht zum Ausschluss dieser Differenzialdiagnose führen.