Z Gastroenterol 2012; 50 - K393
DOI: 10.1055/s-0032-1324327

Longitudinale multizentrische Studie zur Lebensqualität und zum Zeitpunkt der Stoma-Rückverlagerung bei Patienten mit Rektumkarzinom nach tiefer anteriorer Rektumresektion und protektiver Stomaanlage

F Herrle 1, C Weiß 2, S Post 1, N Runkel 3 P Kienle 1, Südwestdeutsche Studiengruppe Stoma
  • 1Universitätsmedizin Mannheim, Chirurgische Klinik, Mannheim, Germany
  • 2Medizinische Fakultät Mannheim, Abteilung für Medizinische Statistik, Biomathematik und Informationsverarbeitung, Mannheim, Germany
  • 3Schwarzwald-Baar Klinikum, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie, Villingen-Schwenningen, Germany

Einleitung: In der Rektumkarzinomchirurgie hat sich die Anlage eines protektiven Stomas bei tiefer anteriorer Resektion etabliert. Die Morbidität eines protektiven Stoma und dessen Einfluss auf die Lebensqualität (LQ) werden kontovers diskutiert. Der optimale Zeitpunkt der Rückverlagerung (RV) ist noch unklar.

Ziele: Analyse der Lebensqualität von Rektumkarzinom-Patienten in Abhängigkeit vom Vorhandensein des protektiven Stomas nach TAR und vom Rückverlagerungszeitpunkt.

Methodik: Prospektive multizentrische Beobachtungsstudie der Südwestdeutschen Studiengruppe Stoma (17 Zentren) von 6/2009–10/2010. Die kranheitsspezifische LQ (EORTC QLQ-C30, CR29) wurde zu drei Messzeitpunkten (MZP) erhoben: vor Tumorresektion (MZP-1), vor STRV (MZP-2), 6 Monate nach STRV (MZP-3). Zudem wurde der Wexner-Inkontinenz-Score erhoben.

Ergebnis: Es wurden 171 Patienten operiert. Die mediane Dauer bis zur Stomarückverlagerung betrug 4,9 Monate (17d –17Mt). Eine sehr frühe Rückverlagerung (innerhalb 30 Tagen) erfolgte bei 3,4%, nach 5 Mt. waren 50% zurückverlegt. Die adjuvante Chemotherapie verzögerte den Zeitpunkt der Rückverlagerung signifikant.

Die globale LQ war im Behandlungsverlauf nicht signifikant reduziert. Im Verlauf verschlechterten sich jedoch zahlreiche Funktions- und vor allem gastrointestinale Symptomskalen. Nach Stomarückverlagerung erholten sich die physische und Rollenfunktion partiell wieder, das soziale Funktionieren blieb jedoch signifikant reduziert (Grafik 1). Der mediane Wexner- Score betrug 10 und war signifikant mit Alter und Anastomosenhöhe assoziiert.

Abb.1: C30 Funktionsskalen nach Zeit Legende EORTC-QLQ-C30-Skalen (Score 0-100)
Global quality of life (GL2)
Funktions-Skalen: Physical Functioning (PF2); Role Functioning (RF2); Cognitive Functioning (CF); Emotional Functioning (EF); Social Functioning (SF)

Schlussfolgerung: Die Rektumkarzinomresektion mit protektivem Stoma hat bleibenden negativen Einfluss auf das soziale Funktionieren und gastrointestinale Symptome ohne die globale LQ zu beeinflussen.