Z Gastroenterol 2012; 50 - K394
DOI: 10.1055/s-0032-1324328

Kann ein Klinikpfad für Rektumresektionen die perioperative Behandlungsqualität auch dann noch steigern, wenn ein Fast-Track-Regime bereits Standard ist? Eine prospektive Studie

J Hardt 1, M Schwarzbach 2, T Hasenberg 1, S Post 1, P Kienle 1, U Ronellenfitsch 1
  • 1Universitätsmedizin Mannheim (UMM), Chirurgische Klinik, Mannheim, Germany
  • 2Klinikum Frankfurt Höchst, Frankfurt-Höchst, Germany

Einleitung: Ziel der Implementierung klinischer Pfade ist die Steigerung der Behandlungsqualität. Im Kontext komplexer Behandlungs-Regimes wie in der kolorektalen Chirurgie erweisen sich Klinikpfade als wertvolle Instrumente zur Prozessoptimierung.

Ziele: Die vorliegende Studie untersucht, ob die Implementierung eines Klinikpfades für Rektumresektionen auch dann die Behandlungsqualität steigern kann, wenn bereits ein generelles Fast-Track-Regime Standard ist.

Methodik: Im Januar 2008 wurde ein Klinikpfad für Rektumresektionen implementiert. Als Kontrolle für die Pfadpatienten (n=36) diente ein ebenfalls nach dem Fast-Track-Prinzip zwischen 2006 und 2007 behandeltes Patientenkollektiv (n=67).

Ergebnis: Die Patientencharakteristika (Alter, Geschlecht, Diagnose, ASA-Klasse) unterschieden sich nicht signifikant. Allerdings wurden Pfadpatienten signifikant häufiger laparoskopisch operiert (p=0,001). In der Pfadgruppe fand der Kostaufbau signifikant früher statt (p<0,0001) und die Verweildauer (Median: 12,5 vs. 15 Tage; p=0,008) war signifikant kürzer. Keine Unterschiede gab es bei der Häufigkeit der Periduralkatheter (PDK)-Anlage und beim Zeitpunkt der Mobilisation. In der Kontrollgruppe förderte das Stoma signifikant früher (p=0,04) und der Dauerkatheter (DK) wurde im Verhältnis zum Zeitpunkt des PDK-Zugs signifikant früher entfernt (p=0,05). Keine signifikanten Unterschiede zwischen Pfad- und Nicht-Pfad-Gruppe ergaben sich bei Morbidität (52,8% vs. 46,3%), Mortalität (0% vs. 3%) und Wiederaufnahmen (2,8% vs,1,5%), jedoch eine signifikant höhere Revisionsrate in der Pfadgruppe (13,9% vs. 3%; p=0,05).

Schlussfolgerung: Durch Pfad-Implementierung ließen sich eine signifikant reduzierte Verweildauer und ein signifikant schnellerer Kostaufbau erzielen. Weshalb DK-Zug und Stomaförderung in der Kontrollgruppe früher erfolgten, bleibt unklar. Dies sowie die Tatsache, dass sich bei Mobilisation und PDK-Anlage keine signifikanten Unterschiede darstellen ließen, könnten darauf beruhen, dass eine weitere Optimierung nicht zu erreichen war, weil sich die Behandlungsqualität bereits vor Pfadeinführung auf einem hohen Niveau befand. Ob auch der höhere Anteil an laparoskopischen Eingriffen in der Pfadgruppe zur Verweildauer-Reduktion beigetragen hat, bleibt zu diskutieren.