Z Gastroenterol 2012; 50 - K404
DOI: 10.1055/s-0032-1324338

Chlamydia trachomatis Infektion als Ursache eines solide imponierenden Rektumtumors

B Hofmann 1, T Gaiser 2, N Wantia 3, M Ebert 1, R Vogelmann 1
  • 1Universitätsmedizin Mannheim (UMM), II. Medizinische Klinik, Mannheim, Germany
  • 2Universitätsmedizin Mannheim (UMM), Pathologisches Institut, Mannheim, Germany
  • 3Institut für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene, TU München, München, Germany

Einleitung: Das Trachom, die Einschlusskonjunktivitis, Urogenitalinfektionen und das Lymphogranuloma venereum sind bekannte klinische Manifestationen einer Chlamydia trachomatis Infektion.

Ziele: Wir beschreiben den Fall eines 30-jährigen Patienten mit einem soliden rektalen Tumor, welcher endoskopisch malignitätsverdächtig erschien und durch eine Chlamydia trachomatis Infektion verursacht wurde.

Methodik/Diagnostik: Der Patient stellte sich mit seit Monaten bestehendem blutigen und schmerzhaften Stuhlgang zur Koloskopie und rektalen Endosonografie vor. Endoskopisch zeigte sich eine zirkulär ulzerierte fibrinbelegte Raumforderung von 4,5cm bis 7,5cm ab ano. Endosonographisch wurde der Verdacht auf ein ins perirektale Fettgewebe reichendes Karzinom geäußert (uT3). Auch ein 5mm großer Lymphknoten konnte endosonographisch nachgewiesen werden (uN+). In der MRT-Bildgebung bestätigten sich die Befunde. Histologisch zeigten sich Ulkusgrundanteile mit frischen Nekrosen sowie Schorf bedecktes Granulationsgewebe. Die Schleimhaut des Randes war regeneratorisch gesteigert ohne Hinweis für neoplastische Veränderungen. Anamnestisch berichtet der seit 17 Jahren in einer festen gleichgeschlechtlichen Partnerschaft lebende Patient von ungeschütztem Analverkehr zuletzt vor fünf Monaten. In der serologischen Diagnostik zeigte sich ein deutlich erhöhter Chlamydia trachomatis IgG- und IgA-Titter. In der molekularpathologischen Untersuchung des Biopsats konnte Chlamydia trachomatis DNA mittels PCR nachgewiesen werden.

Ergebnis: Unter suffizienter antibiotischer Therapie mit Ceftriaxon (250mg i.m., 1,75g i.v., einmalig) und Doxycyclin (2×100mg/d, über 20 Tage) konnte in der Rektoskopie zwei Monate nach Therapieende eine nahezu komplette Regredienz des Rektumtumors festgestellt werden. Sechs Monate nach Behandlung war die Rektumschleimhaut unauffällig.

Schlussfolgerung: Bei einem solide imponierenden rektalen Tumor und histologischem Nachweis einer ulzerösen anorektalen Läsion mit regeneratorischer Schleimhauthyperplasie, aber ohne Nachweis maligner Zellen, ist differenzialdiagnostisch auch an eine Chlamydia trachomatis Infektion zu denken.