Z Gastroenterol 2012; 50 - K413
DOI: 10.1055/s-0032-1324347

Atypisch lokalisiertes Milzgewebe – keine Seltenheit aber gelegentlich eine diagnostische Herausforderung

M Weinrich 1, S Dralle 1, RP Dahmen 1, KM Kloker 2, A Zimpfer 3, E Klar 1
  • 1Universitätsklinikum Rostock, Allgemeine-, Thorax-, Gefäß- und Transplantationschirurgie, Rostock, Germany
  • 2Universitätsklinikum Rostock, Diagnostische und interventionelle Radiologie, Rostock, Germany
  • 3Universitätsklinikum Rostock, Pathologie, Rostock, Germany

Einleitung: Ektopes Milzgewebe wie eine Nebenmilz stellen keine Seltenheit dar und fallen zumeist als Zufallsbefunde in der Bildgebung auf.

Fallbericht 1: Im Rahmen der Abklärung zweimaliger hypoglykämisch induzierter Synkopen wurde bei einem 47-jährigen männlichen Patienten laborchemisch ein Insulinom nachgewiesen. Die Lokalisationsdiagnostik zeigte endosonographisch, im CT sowie im PET-CT eine etwa 1,5cm große Raumforderung in Projektion auf den Pankreasschwanz. Intraoperativ handelte es sich bei diesem Befund jedoch um eine dem Pankreasschwanz anliegende Nebenmilz. Palpatorisch und mittels intraoperativer Sonografie konnte das nur 0,6cm große Insulinom im Pankreasschwanz gefunden werden.

Fallbericht 2: Im Rahmen der Abklärung einer erstmaligen hepatischen Dekompensation bei einem 53-jährigen Patienten mit chronischem Alkoholabusus fiel sonographisch eine exophytische Raumforderung zwischen den Lebersegmenten III und IVb auf. Im CT bestätigte sich ein 3,5cm großer hypervaskularisierter Tumor, so dass unter der Diagnose eines hepatozellulären Karzinomes bei gegebener Operabilität die Indikation zur Resektion gestellt wurde. Der intraoperative Befund war makroskopisch mit einem hepatozellulären Karzinom vereinbar, so dass eine atypische Resektion erfolgte. Die histopathologische Untersuchung zeigte jedoch sklerosiertes Milzgewebe. In der Vorgeschichte des Patienten war 9 Jahre zuvor eine Splenektomie nach stumpfem Bauchtrauma durchgeführt worden.

Zusammenfassung: Im ersten Fall wurde die Lokalisationsdiagnostik eines Insulinomes durch eine Nebenmilz fehlgeleitet. Im zweiten Fall stimmte zwar die Lokalisationsdiagnostik, die zu vermutende Tumorentität wurde jedoch durch atypisch lokalisiertes Milzgewebe bei begleitender Leberzirrhose fehlgeleitet. Atypisch lokalisiertes Milzgewebe kann eine differenzialdiagnostische Herausforderung in der Viszeralmedizin darstellen.