Mit etwa einer Million Neuerkrankungen und ca. 500 000 Todesfällen pro Jahr weltweit stellt das kolorektale Karzinom eine der häufigsten Tumorerkrankungen dar ([Weitz et al. 2005]). Unter diesen betreffen mehr als 50 % das Rektum. Durch die größtenteils extraperitoneale Lage des Rektums und die besondere Funktion des anorektalen Schließapparats ist das Rektumkarzinom im Vergleich zum Kolonkarzinom als eigenständiges Erkrankungsbild zu betrachten mit einer von Tumorerkrankungen des Kolons unterschiedlichen Therapiestrategie. Basis der optimalen Behandlung des Rektumkarzinoms ist ein multimodales und interdisziplinäres Therapiekonzept, welches – insbesondere wenn eine individualisierte Therapie durchgeführt werden soll – stark von einer akkuraten präoperativen Diagnostik abhängt. Die genaue Lokalisation des Karzinoms sowie das Infiltrationsausmaß, der Befall von lokoregionären Lymphknoten und die Identifikation von Fernmetastasen haben erheblichen Einfluss auf die Art der Operation und das perioperative Therapieregime. So entscheiden etwa die Lokalisation des Tumors über ein sphinktererhaltendes bzw. -opferndes Verfahren und die Infiltrationstiefe und der Lymphknotenbefall über die Durchführung einer lokalen Exzision bzw. die Anwendung einer perioperativen Radiotherapie oder Radiochemotherapie.
Ziel aller Behandlungsstrategien ist die R0-Resektion unter Minimierung des Rezidivrisikos. Insbesondere zur Therapieentscheidung bez. primärer Resektion und Durchführung einer neoadjuvanten Therapie ist ein präzises, qualitativ hochwertiges Staging unverzichtbar. Dieses beinhaltet obligat die klinische Untersuchung, die starre Rektoskopie und die rektale Endosonografie. An Schnittbildverfahren erfährt die hochauflösende Magnetresonanztomografie beim lokalen Staging eine zunehmende Bedeutung zur Beurteilung des zirkumferenziellen Resektionsrands.