Handchirurgie Scan 2012; 01(01): 32-33
DOI: 10.1055/s-0032-1325712
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Konservative Therapie des Trigger-Daumens bei Kindern

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Publication Date:
08 November 2012 (online)

Der so genannte Trigger-Daumen oder die Tendovaginitis stenosans des Daumens tritt häufig im frühen Kindesalter auf und ist nicht angeboren. Die Behandlung wird nach wie vor immer noch kontrovers diskutiert. Jung et al. untersuchten in ihrer Studie die Auswirkungen einer konservativen Behandlung.

Wenn auch derzeit zur Therapie des kindlichen Trigger- Daumens ein operativer Eingriff in Form der Ringbandspaltung quasi regelhaft durchgeführt wird, berichten einige Autoren über den Erfolg einer konservativen Behandlung mittels Streckungsübungen oder einer Schienentherapie. Andere Autoren berichten von spontaner Rückbildung und nahezu normaler Beweglichkeit des Daumens in fast zwei Drittel der Fälle auch ohne Behandlung. Dennoch bleiben verschiedene Fragen unbeantwortet. Wie lange kann man sicher zuwarten bis zur Operationsentscheidung und welche ungünstigen prognostischen Faktoren gibt es, die die frühzeitige Operation rechtfertigen?

In einer prospektiven Studie mit 30 Patienten im Alter von 11–50 Monaten mit Tendovaginitis stenosans des Daumens (10 rechts, 15 links und 5 beidseitig) wurden die Auswirkungen einer konservativen Behandlung kritisch untersucht. Eingeschlossen wurden nur Patienten, die nicht vorbehandelt waren und die keine weiteren Handanomalien aufwiesen. Die Streckungsübungen erfolgten passiv nach einem modifizierten Protokoll nach Watanabe et.al durch die Eltern, die in dieser Methode, einer Dehnung des Interphalangealgelenks des kranken Daumens 10–20-mal am Tag bis zur Schmerzgrenze, bei der ersten Visite unterwiesen wurden. Die Übung erfolgte mit einer Frequenz von maximal 20 Streckungen, die als stressfrei und zumutbar für die Kinder galten. Die Übung wurde ausgesetzt bzw. die Intensität der Behandlung wurde geändert, wenn die Kinder eine Beteiligung verweigerten. Schmerzhafte Manipulationen waren nicht erlaubt.

Die Beeinträchtigungen der Tendovaginitis stenosans des Daumens wurde in 4 Schweregrade unterteilt. Grad 3, dem höchsten Schweregrad, erfasste die komplette Blockierung des Daumens in Beugestellung. Eine passive Streckung mit spürbarem Springen oder Knacken erhielt den Schweregrad 2. Grad 1 enthielt diejenigen Fälle, in denen die aktive Streckung mit spürbarem Springen oder Knacken möglich war. Der Schweregrad 0 teilte sich in 2 Untergruppen auf. Beweglichkeit ohne spürbares Springen oder Knacken wurden in Grad 0A eingeteilt, wenn das Grundgelenk über 0° hinaus gedehnt werden konnte und mit Grad 0B, wenn die Dehnung bis 0° möglich war.

Die Autoren stuften zu Beginn der Studie 6 der 35 Daumen mit Grad 1, 25 mit Grad 2 und 4 Daumen mit Grad 3 ein. Im 1. Jahr erfolgte alle 6 Monate eine Inspektion der Daumen durch den Chirurgen. Gleichzeitig erfolgte eine Auffrischung der Trainingslektionen für die Eltern. Die weiteren Termine fanden entweder in der Klinik statt oder der Behandlungsfortschritt wurde durch ein Telefoninterview abgefragt. Verbesserte sich der Zustand bis Ende der 4 Jahre Nachbeobachtungszeit nicht auf Grad 0B, wurde operiert.

Nach einer mittleren Behandlungszeit von 63 Monaten erreichten 28 Daumen (80 %) das Therapieziel mit Stadium 0A oder 0B, 5 Daumen (14%) wurden mit Schweregrad 1 und 2 (6 %) mit Schweregrad 2 beurteilt. Dabei waren es insbesondere die beidseitig betroffenen Veränderungen und diejenigen mit Schweregrad 3, die nicht von der konservativen Behandlung profitierten.