Handchirurgie Scan 2012; 01(01): 33
DOI: 10.1055/s-0032-1325713
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Steroidinjektion oder Physiotherapie - welche Behandlung liefert bessere Ergebnisse bei Tendovaginitis stenosans?

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Publication Date:
08 November 2012 (online)

Bei milder Symptomatik eines schnellenden Fingers sind zunächst konservative Maßnahmen geeignet, um das Gleiten der Beugesehne im Ringband zu verbessern. Ein Autorenteam verglich die gezielte Injektion eines Kortikoids mit 10 physiotherapeutischen Einheiten. Die Injektionen erzielten die besseren klinischen Ergebnisse, nach Physiotherapie traten deutlich weniger Rezidive auf.

N. Salim et al. von der Universität in Kuala Lumpur nahmen zwischen 2009 und 2010 in ihre randomisierte Studie 74 Patienten mit Tendovaginitis stenosans (Grad 0–2) auf. 35 Patienten nahmen an 10 physiotherapeutischen Sitzungen teil, bei denen Behandlungen mit warmen Wachs, Ultraschall, Streckübungen und Massagen erfolgten. 39 Patienten erhielten eine Injektion mit einer Lösung aus Triamcinolon und Lidocain in den Bereich des A1-Ringbands.

Therapieergebnis nach 3 Monaten: Als Erfolg wurde definiert, wenn der Finger schmerzfrei bewegt werden konnte und das Phänomen des Fingerschnellens nicht mehr auftrat. Nach Steroidinjektion lag die Erfolgsrate bei 97,4 %, in der Gruppe mit Physiotherapie bei 68,6 % (p = 0,01). Auch andere Parameter zeigten signifikante Vorteile für die Injektion: Der Schmerzscore ging nach Kortikoidbehandlung von 6,69 auf 0,44 Punkte zurück, in der Physiotherapiegruppe nur von 4,60 auf 1,77. Die Griffstärke nahm nach Steroidinjektion um 47,9 %, nach Physiotherapie um 30,5% zu. Unzufrieden mit der Behandlung zeigten sich in der Gruppe mit Injektionstherapie 2,6 % der Patienten, während es nach Physiotherapie 31,4 % waren.

Rezidivhäufigkeit nach 6 Monaten: Patienten mit erfolgreicher Therapie wurden erneut befragt. Nach Steroidinjektion gaben 15,8% wieder Schmerzen und 10,5 % ein Fingerschnellen an. Nach Physiotherapie war es bei keinem Patienten zum Rezidiv gekommen. Ein signifikanter Unterschied ergab sich nur für den Schmerz.

Fazit

Die vorliegende Arbeit ist die einzige publizierte Studie, in der der Effekt von Steroidinjektion und Physiotherapie bei moderater Tendovaginitis stenosans direkt miteinander verglichen wurde. Die Injektionen zeigten signifikant bessere Therapieergebnisse, jedoch auch höhere Rezidivraten. Die Injektionsbehandlung ist unter Alltagsbedingungen praktikabler als eine längerdauernde Physiotherapie. Letztere sollte aber ggf. zusätzlich Patienten mit höherem Rezidivrisiko (z.B. jüngere Patienten, Diabetiker) angeboten werden, so die Autoren.

AF

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Palpation der Beugesehnen bei Verdacht auf Tendovaginitis stenosans (Bild: Hoffmann R. Checkliste Handchirurgie. Thieme Stuttgart 2009, S. 180).
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Injektion in den Bereich des A1-Ringbands (Bild: Unglaub F, Kall S, Reiter A et al. Z Orthop Ihre Grenzgeb 2005; 143: 475–478).