Handchirurgie Scan 2012; 01(01): 37
DOI: 10.1055/s-0032-1325718
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Nervenkompressionssyndrome
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Einfache Dekompression bei schwerem Nervus-ulnaris-Syndrom erfolgreich

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Publication Date:
08 November 2012 (online)

Das Nervus-ulnaris- oder Kubitaltunnelsyndrom ist neben dem Karpaltunnelsyndrom das zweithäufigste Nervendruckproblem der oberen Extremität. Die Irritationen der Nerven führen beginnend zu Parästhesien im sensiblen Versorgungsgebiet des N. ulnaris, die später in einer Kraftverminderung der gesamten Hand enden kann, wobei auch die Handmuskulatur schwindet.

Ziel einer operativen Behandlung der Ulnarisneuropathie am Ellenbogen ist die Entlastung des Nervs, dabei stehen verschiedene Techniken zur Verfügung.

Neben der einfachen (in-situ) Dekompression und der Dekompression mit medialer Epikondylektomie, sind dies unter anderem die submuskuläre und subkutanen Verlagerung des N. ulnaris. In sehr frühen Stadien und bei noch gering vorhandenen Symptomen der Nerveneinklemmung am Ellbogen hat sich die einfache (in-situ) Dekompression als durchaus gleichwertiges Verfahren gegenüber komplexeren Operationstechniken erwiesen. Allerdings wird ihr Einsatz bei schweren Verlaufsformen durchaus kontrovers diskutiert. Mit einer eigenen prospektiven Studie wollten Karthik et al. aus Großbritannien zur Klärung beitragen, ob die einfache Dekompression als Operationstechnik geeignet ist.

Zwischen Januar 2006 und Dezember 2008 wurden insgesamt 46 Patienten mit eindeutig diagnostiziertem Kubitaltunnelsyndrom zunächst über einen Zeitraum von 6 Wochen konservativ behandelt. Die klinische Beurteilung des Schweregrades der Ulnarisparese erfolgte nach dem Schema der Dellon-Klassifikation. Unter Beachtung der Ein- und Ausschlusskriterien wurden schließlich 30 Patienten mit einem mittleren Alter von 58 Jahren in die Studie eingeschlossen. Der Zugang erfolgte über einen kleinen Hautschnitt ≤ 4 cm. Die komprimierenden Fasern wurden unter direkter Sicht gelöst und der Nerv entlastet. Die Kontrolle der vollständigen Dekompression der Nerven erfolgte durch Palpation mit dem kleinen Finger durch den Chirurgen. Unter Verwendung des modifizierten Bewertungsschemas nach Bishop (BS), konnten die Resultate bei 24 der 30 Patienten nach 1 Jahr mit gut bis exzellent bewertet werden. Eine signifikante Verbesserung der Handkraft und des Zangengriffs konnte nach 1 Jahr festgestellt werden. Zwei Patienten erzielten befriedigende Ergebnisse, bei 4 Patienten musste das operative Resultat mit mangelhaft bezeichnet werden. Dennoch waren diese Patienten mit dem Ergebnis zufrieden und verweigerten weitere Untersuchungen und Behandlungen. Zwei dieser Patienten berichteten von einer Befreiung vom präoperativen Schmerz.