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DOI: 10.1055/s-0032-1325940
Hygiene in Altenpflegeeinrichtungen – eine Welt für sich
Publication History
Publication Date:
11 December 2012 (online)
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Die Rahmenbedingungen, die Hygieneprobleme und somit auch die Hygienemaßnahmen in Krankenhäusern und Altenheimen unterscheiden sich wesentlich.
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Die Kontrolle der Hygiene in Altenpflegeeinrichtungen findet durch das kommunale Gesundheitsamt, die Heimaufsicht, das Gewerbeaufsichtsamt, das Veterinäramt und den MDK statt, wobei die Aufgabenverteilung von Bundesland zu Bundesland variieren kann.
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Dadurch, dass die medizinische Versorgung der Heimbewohner den jeweiligen Hausärzten obliegt und die Altenpflege eine hohe psychosoziale Ausrichtung hat, stellen sich Medizin und Pflege als zwei weitgehend getrennte Bereiche dar.
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Weit mehr als in der Klinik begleiten Kostenfragen den Pflegealltag, was u. a. dazu führt, dass die vom Krankenhaus gewohnte Ad-hoc-Verfügbarkeit von Hygienematerial, Pflegeutensilien, Medizinprodukten etc. nicht vorausgesetzt werden kann.
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Die Sachkompetenz in Fragen der Infektionsprävention ist in Heimen vor Ort nur wenig belastbar, insbesondere bei hoher Personalfluktuation bzw. vielen Leasingkräften.
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Als gravierender Problempunkt sind Defizite bei der indikationsgerechten Händedesinfektion zu verzeichnen. Hauptursache ist die mangelnde Verfügbarkeit von Händedesinfektionsmitteln vor Ort, v. a. da die Ausstattung mit Spendern kaum umsetzbar ist. Hier können Kitteltaschenflaschen eine Lösung sein.
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Mängel bei der hygienegerechten Durchführung behandlungspflegerischer Maßnahmen erklären sich in einem hohen Maße aus unzulänglichen Rahmenbedingungen.
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Hinsichtlich der Infektionsintervention bestehen erhebliche Unsicherheiten. Dies zeigt sich u. a. bei der fehlindizierten räumlichen Isolierung MRSA-positiver Altenheimbewohner.
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In Anbetracht von ca. 12000 stationären Altenpflegeeinrichtungen in Deutschland wäre es zu wünschen, wenn Hygiene-Fachinformationen und Hygieneexperten diese Sachlagen, Rahmenbedingungen und Informationsbedürfnisse hilfreich unterstützen würden.
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Literatur
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