Aktuelle Dermatologie 2013; 39(10): 389-396
DOI: 10.1055/s-0032-1326289
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zur besonderen Problematik von Kontaktallergien bei Instrumentalisten[*]

Contact Allergies in Musicians
E. R. Gasenzer
IFOM – Institut für Forschung in der Operativen Medizin, Department für Humanmedizin, Universität Witten/Herdecke
,
E. A. M. Neugebauer
IFOM – Institut für Forschung in der Operativen Medizin, Department für Humanmedizin, Universität Witten/Herdecke
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
11. Oktober 2013 (online)

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Zusammenfassung

In den letzten Jahren nimmt die Zahl der allergischen Erkrankungen aller Art stetig zu. Dabei handelt es sich um fehlgeleitete Abwehrreaktionen des Immunsystems. Bei Musikern ist das Krankheitsbild der allergischen Kontaktdermatitis ein häufig auftretendes Problem. Auslöser der allergischen Reaktion sind bei ihnen oftmals die im Musikinstrumentenbau verwendeten tropischen Holzarten. Rosenholzgewächse wie Ebenholz oder Palisander enthalten in hohem Maß Neoflavonoide, die bei lang andauerndem Hautkontakt eine Allergie auslösen können. In der Holzverarbeitung und im Musikinstrumentenbau tritt dementsprechend durch Einatmen der im Holzstaub enthaltenen Stoffe die sog. Holzstauballergie auf. Besonders Holzbläser, hohe Streicher und Perkussionisten sind gefährdet, eine Kontaktdermatitis zu entwickeln: Holzblasinstrumente sowie die Schlägel von Schlaginstrumenten werden aufgrund der Klangeigenschaften tropischer Hölzer vorwiegend aus Ebenholz oder Palisanderarten gefertigt. Weil inzwischen hochwertige Instrumente aus tropischen Hölzern im allgemeinen Musikinstrumentenhandel verfügbar sind, können auch Laien und Hobby-Musiker an einer Kontaktallergie erkranken. Bei Querflöten und Blechblasinstrumenten besteht die Gefahr, eine allergische Reaktion gegen das im Metall enthaltende Nickel oder Messing zu entwickeln. Besonders kritisch stellt sich dieses Problem bei Kindern dar, insbesondere, wenn sie bereits eine Allergie – etwa auf Pollen oder Lebensmittel – haben. Eltern und Musiklehrer wissen meistens nicht, welche Materialen im Instrument ihres Kindes stecken. Hier ist auch der Arzt gefragt, seine Patienten bzw. deren Eltern entsprechend zu beraten und ggf. beim Vorhandensein von Ekzemen an Händen, Mund oder Gesicht auf mögliche Ursachen anzusprechen.

Abstract

During the last years, the problem of allergic diseases has increased. Allergies are errant immune responses to a normally harmless substance. In musicians the allergic contact dermatitis to exotic woods is a special problem. Exotic rosewood contains new flavonoids, which trigger an allergic reaction after permanent contact with the instrument. High quality woodwind instruments such as baroque flute or clarinets are made in ebony or palisander because of its great sound. Today instruments for non-professional players are also made in these exotic materials and non-professionals may have the risk to develop contact dermatitis, too. Brass-player has the risk of an allergic reaction to the different metals contained in the metal sheets of modern flutes and brass instruments. Specially nickel and brass alloys are used to product flute tubes or brass instruments. Special problem arises in children: patients who are allergic to plants or foods have a high risk to develop contact dermatitis. Parents don’t know the materials of low-priced instruments for beginners. Often unknown cheap woods from exotic areas are used. Low-priced brass instruments contain high amount of brass and other cheap metals. Physicians should advice musician-patients or parents about the risks of the different materials and look for the reason of eczema on mouth, face, or hands.

* Erstpublikation in Dtsch Med Wochenschr 2012; 137: 2715 – 2721