Neuroradiologie Scan 2013; 03(02): 85-86
DOI: 10.1055/s-0032-1326547
Aktuell
Zerebrovaskulär
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Angeborene Gefäßmissbildungen in der MRA intrakranialer Arterien: Fensterungen im Bereich von A. vertebralis und A. basilaris relativ häufig

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
22. April 2013 (online)

Fensterungen der intrakranialen Vertebralarterien sind relativ häufige Gefäßmissbildungen, die bisher noch unzureichend untersucht sind. In dieser retrospektiven Studie bewerteten die japanischen Radiologen A. Uchino et al. an einem größeren japanischen Kollektiv Fensterungen der Vertebralarterien einschließlich der A. basilaris anhand von MR-Angiografie-Aufnahmen (MR-Angiografie = MRA).

Arterielle Fensterungen sind Entwicklungsstörungen, die durch Fusionsdefekte in der Frühschwangerschaft entstehen. Sie bestehen aus 2 arteriellen Kanälen, die sich am distalen Segment zusammenschließen und unterscheiden sich von der erworbenen arteriellen Dissektion durch ein offenes doppeltes Lumen bei kongenital doppelt angelegten Arterien. Die Fensterungen der intrakranialen Arterien finden sich in allen proximalen Segmenten der Zerebralarterie einschließlich der internen Karotiden, der anterioren Zerebral- und Kommunikansarterien und der mittleren Zerebralarterien.

Arterielle Fensterungen sind auch im vertebrobasilaren System häufig anzutreffen. Die A. basilaris zeigt nach bisherigen Untersuchungen mit der MRA eine Häufigkeit von 1,0 bis 1,7 % Fensterungen, während eigene MRA-Untersuchungen des Autors der extrakraniellen A. vertebralis 0,90 % Fensterungen ergaben.

Im Zeitraum zwischen 2007 und 2009 wurden retrospektiv 3327 Patienten eingeschlossen (1910 männlich, 1417 weiblich, mittleres Alter: 63,9 Jahre; Bereich: 6 Monate bis 98 Jahre) mit bestehender oder vermuteter zerebraler Ischämie ohne nachgewiesene Okklusion.

Die Aufnahmen erfolgten mit einem von 2 1,5-T-MR-Systemen ohne Kontrastverstärkung. Ausgewertet wurden Anzahl der Fensterungen und deren Bezug zu entdeckten Aneurysmen der intrakraniellen A. vertebralis (iVA), der vertebrobasilaren Junction (VB-Junction) und der A. basilaris (BA).

Insgesamt fanden sich bei 92 Patienten 93 Fensterungen (2,8 %), Diese verteilten sich bei 18 Patienten auf die iVA (0,54 %), bei 6 Patienten auf die VB-Junction (0,18 %) und bei 69 Patienten auf die BA (2,07 %). Aneurysmen fanden sich bei 18 von 92 Patienten mit Fensterung, dabei aber nur ein Aneurysma im Bereich der Fensterung.

Im Bereich der iVA zeigten sich mehr als 1 cm große gefensterte Segmente bei 15 von 18 Patienten, und bei 10 von 18 Patienten (56 %) entsprang die A. posterior inferior cerebelli aus einem gefenstertem Segment der iVA. Im Bereich der VB-Junction waren die gefensterten Segmente kleiner und eher dreieckig geformt.

Die Fensterungen im Bereich der BA waren klein, schlitzförmig und 65 der 69 gefensterten BA-Segmente (94 %) befanden sich im proximalen Abschnitt. Bei 27 von 69 Patienten (37 %) entsprang die A. anterior inferior cerebelli aus einem gefensterten Segment der BA.

Fazit

Die Gesamtprävalenz von Fensterungen im intrakraniellen vertebrobasilaren System belief sich in dieser Studie auf 2,77 %. Zerebrale Aneurysmen waren häufig mit Fensterungen assoziiert, aber nur selten im Bereich des gefensterten Segments lokalisiert.

MW

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Vertebralisangiografie links, anteroposteriore Projektion: kleines Aneurysma am unteren Rande einer Fenestration der distalen A. basilaris (Bild: Dietrich U, Wanke I, Wittenberg G. Fortschr Röntgenstr 2008; 180: 255 – 257).