Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2012; 22 - A22
DOI: 10.1055/s-0032-1327063

Osteoporotische Wirbelkörperfraktur – Diagnose, klinische Relevanz, Therapie

K Kerschan-Schindl 1
  • 1Univ. Klinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation; Wien

Osteoporose ist definiert durch verminderte Knochenmasse und Knochendichte, beeinträchtigte Mikrostruktur und erhöhte Fragilität. Die Abnahme der Knochendichte verläuft unbemerkt und symptomlos; Beschwerden treten meist erst nach Frakturen auf.

Nicht alle, aber manche osteoporotischen Wirbelkörperbrüche führen zu akuten Schmerzen, wobei Wirbelkörperbrüche nur zu einem relativ geringen Anteil für eventuell bestehende Rückenschmerzen verantwortlich sind. Mögliche Folgen multipler Wirbelkörperbrüche sind: Abnahme der Körpergröße, verstärkte Brustkyphose, Einschränkung der Lungenfunktion, erhöhtes Sturzrisiko, Überlastung von Muskulatur und Sehnen, frühzeitig arthrotische Wirbelbogengelenke und dadurch bedingte Schmerzen. Dazu kommt die negative Auswirkung auf die psychische Verfassung.

Der Dachverband für Osteologie hat Leitlinien zur Behandlung Osteoporose-bedingter Schmerzen herausgebracht. Nach akuten Wirbelkörperfrakturen wird die schnellstmögliche Mobilisierung empfohlen. Eine spezifische analgetische Therapie hat Nebenwirkungen und sollte daher möglichst kurzzeitig zur Anwendung kommen; Orthesen sind eventuell sinnvoll. Bleiben diese konservativen Therapieversuche erfolglos, kann eine Kypho- oder Vertebroplastie in Erwägung gezogen werden. Bei chronischen Schmerzen aufgrund multipler Wirbelkörperbrüche werden physiotherapeutische Maßnahmen, Sturzprophylaxe, Elektrotherapie und auch eine Versorgung mittels Orthese empfohlen. Biopsychosoziale Faktoren müssen in jedem Fall mitberücksichtigt werden. Die Einleitung oder Fortsetzung einer Osteoporose-spezifischen Therapie ist unerlässlich.

Die optimale Schmerztherapie besteht aus der auf die individuellen Probleme angepasste Auswahl medikamentöser, physikalischer, physiotherapeutischer, psychologischer und gegebenenfalls interventioneller Maßnahmen.