Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2012; 22 - A27
DOI: 10.1055/s-0032-1327068

Ambulantes Schmerzrehabilitationsprogramm bei chronischen Rückenschmerzen

C Prager 1, B Krancz 1, Y Alacamlioglu 1
  • 1Institut für Physikalische Medizin & Rehabilitation, Donauspital, Wien

Für PatientInnen mit chronischen Schmerzen und Funktionseinschränkungen bei denen monodisziplinäre Behandlungsoptionen versagt haben, empfehlen entsprechende Guidelines intensive, multidisziplinäre, biopsychosoziale Rehabilitation mit einer Vorgehensweise, die eine „Functional Restoration“ zum Ziel hat. Diese Schmerzprogramme müssen eine kognitiv-verhaltens-bezogene Komponente haben, hochfrequent und intensiv sein. Das Behandlungsteam soll mindestens aus ÄrztIn, PsychologIn und PhysiotherapeutIn bestehen (European Guidelines for management of chronic non-specific LBP; 2006).

Entsprechend diesen Vorgaben finden im Institut für Physikalische Medizin und Rehabilitation des Donauspitals seit 2007 2–3 mal jährlich ein 4 wöchiges Programm statt. Aufnahmekriterien sind chronische therapieresistente Schmerzen der Wirbelsäule und ausreichend körperliche Belastbarkeit. FachärztInnen für Physikalische Medizin und Rehabilitation gemeinsam mit PhysiotherapeutInnen, ErgotherapeutInnen, PsychotherapeutInnen, und DiätassistentInnen behandeln diese PatientInnen in Unterstützung von SozialarbeiterInnen des BBRZ.

Nach einem interdisziplinären Assessment, das auf die Ebenen der Funktion, Aktivität, Partizipation und des Kontexts Bezug nimmt, findet das Programm während 4 Wochen 5 x pro Woche 5 Stunden statt.

Im einem Assessment werden durch das Behandlungsteam an Hand von Tests, Messung von definierten Aktivitäten und Fragebögen die körperliche Leistungsfähigkeit, Probleme im täglichen Leben, im Beruf und Freizeit, Angst- und Vermeidungsverhalten, Belastungsfaktoren und Erwartungen erhoben (EuroQol, Pain Disability Index, Roland- Morris Fragebogen, Fear Avoidance Belief Questionnaire, Pain Catastrophizing Scale, Performance Assessment Capacity Test PACT.

Vor Beginn werden mit den PatientInnen realistische Therapieziele (Globalziele) formuliert wie z.B. Verbesserung ausgewählter Alltagsaktivitäten, berufliche Reintegration usw. Bei wöchentlichen Teamsitzungen werden die Globalziele auf realistische Wochenziele heruntergebrochen und Trainingsquoten definiert, die erreicht werden sollen.

Im Verlauf des Programms werden Verhalten, Dekonditionierung und psychosoziale Probleme angegangen. Inhalte sind Bewegungs- und Trainingstherapie, Alltags-, Berufs- und Ergonomietraining, Patientenschulung (Information über Entstehung von chronischen Schmerzen und pathologische Vorgänge der Chronifizierung), Entspannung, Körperwahrnehmung, Genußtraining sowie Optimierung der Schmerztherapie. Schwergewicht liegt auf der körperlichen Aktivierung trotz Schmerzen und dem Erlernen von Schmerzbewältigungstechniken.

Am Ende des Programms erfolgt die Erfolgskontrolle an Hand eines erneuten Assessments. Es kam zu einer deutlichen Verbesserung in den Parametern der körperlichen Leistungsfähigkeit, in den Kraft-/Kraftausdauermessungen, im EuroQol, PDI und RM. In den Tests, die sich auf Schmerzbewältigungsstrategien bezogen, konnte keine eindeutige Verbesserung beobachtet werden.