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DOI: 10.1055/s-0032-1327725
Konzeptionelle und methodische Herausforderungen der Teilhabeforschung
Conceptual and Methodological Challenges in Participation ResearchPublication History
Publication Date:
12 December 2012 (online)
Zusammenfassung
In dem Beitrag werden Herausforderungen konzeptioneller und methodischer Art diskutiert, die die Teilhabeforschung zu bewältigen hat, um langfristig erfolgreich zu sein. Ziel des Artikels ist es nicht, Lösungen für die aufgeführten Probleme bereitzustellen; es soll vielmehr durch die Diskussion Sensibilität für die Komplexität der Umsetzung qualitativ hochwertiger Studien zur Teilhabeforschung erzeugt werden. Folgende 3 Herausforderungen werden erörtert:
1. Mit dem Ziel der Erleichterung von disziplinübergreifender Kommunikation und der Ermöglichung kumulativen Wissens auch außerhalb des Rahmens der eigenen Forschungsumgebung wird es wichtig sein, dass Studien zur Teilhabeforschung genau klären und explizit kommunizieren, welche Facetten des Konstrukts „Teilhabe“ vor dem Hintergrund welches Grundverständnisses von Teilhabe Gegenstand der jeweiligen Arbeit sind.
2. Eine vollständig entwickelte Teilhabeforschung ist in vielen Fällen nur interdisziplinär denkbar. Der jetzige Zustand kann als Übergang zwischen Prä-Interdisziplinariät und Multidisziplinarität angesehen werden und bedarf somit einer Weiterentwicklung. Der wohl wichtigste Erfolgsfaktor für interdisziplinäres Arbeiten ist die Einstellung des einzelnen Forschers: Interdisziplinäres Arbeiten muss von der Bereitschaft getragen sein, eigenes Wissen und eigene forschungsbezogene Prinzipien und Methoden zu hinterfragen und von anderen lernen zu wollen. Die Rahmenbedingungen der Forschung können dies erleichtern, wenn es gelingt, funktionierende Kommunikationszusammenhänge von Teilhabeforschern zu institutionalisieren, einen Bestand an gemeinsam anerkanntem Methoden- und Gegenstandswissen aufzubauen und für Teilhabeforscher spezifische Förder- und Karrierestrukturen zu schaffen.
3. Ein wichtiges Element eines gemeinsam anerkannten Wissens wären Methoden und Theorien zur integrierten Berücksichtigung von Person- und Umweltmerkmalen. Für den Bereich der integrativen Theorien liefern sozial-ökologische Modelle, die insbesondere in der Präventionsforschung und im „Public Health“-Bereich angewandt wurden, eine gute Grundlage. Diese Modelle verfolgen das Ziel, personbezogene Faktoren gemeinsam mit Merkmalen der materiellen, familiären, sozialen und einstellungsbezogenen Umwelt abzubilden, um so ein Gesamtbild der Lebenswirklichkeit eines Menschen zu zeichnen. Die Weiterentwicklung dieser Ansätze und ihre Übertragung auf den Kontext der Teilhabeforschung stellt eine wichtige zukünftige Forschungsaufgabe dar, da diese Modelle die theoretische Grundlage für die interdisziplinäre Kooperation der an der Teilhabeforschung beteiligten Disziplinen darstellen und somit entscheidend sein werden für den langfristigen Erfolg von Teilhabeforschung.
Abstract
In this contribution we discuss the conceptual and methodological challenges with which participation research must deal to achieve long-term success. It is not the aim of this paper to identify solutions to those problems, but rather to facilitate their discussion by enhancing the awareness of the complexity of implementing high-quality participation research.
1. It is important that studies on participation research specify which aspects of the concept “participation” are being addressed, in other words, how the term is being interpreted. This would improve interdisciplinary communication beyond one’s immediate research field while increasing cumulative knowledge.
2. Fully-developed participation research is generally only conceivable when carried out in an interdisciplinary manner. Its current status can be considered a transition between pre-interdisciplinary and multidisciplinary efforts requiring further development. The key factor to the success of any interdisciplinary activity is each researcher’s attitude, that is, interdisciplinary projects must be “carried” by the readiness of the entire team to share as well as question their individual knowledge and expertise and to show a willingness to learn from others. The research’s prevailing conditions can make this easier when the functioning, communicative relationships among participation researchers are set up to construct and incorporate an acknowledged repertoire of methodology and knowledge and when participation researchers design specific promotion and career structures.
3. Another main element of such shared knowledge would be methods and theories addressing the integrated consideration of personal and environmental characteristics. Social-ecological models, especially those used in the preventive sciences and public health field, would provide a good basis for integrating theories. These models aim to define personal factors in conjunction with aspects of the social and attitudinal environment of an individual to gain deeper understanding of his or her life’s reality. The development of these approaches and their implementation in participation research is a key future goal, as these models represent the theoretical basis of interdisciplinary cooperation among those disciplines active in participation research, making them essential to its long-term success.