Zusammenfassung
Es ist schon lange bekannt, dass ein erhöhter Augendruck Ursache für das
Glaukom ist. Somit konzentriert sich auch die klassische Glaukomtherapie auf
die Senkung des Augeninnendrucks (IOD). Dies hat nun, da es oft nicht
ausreicht und es bei mäßigem oder normalem Augendruck zu Schäden kommen
kann, das Bedürfnis nach neuen therapeutischen Ansätzen eröffnet. Es müssen
auch andere Risikofaktoren (außer des Augendrucks) für den Glaukomschaden
mitverantwortlich sein, die man behandeln sollte. Ein solcher Risikofaktor
ist z.B die gestörte Regulation der Durchblutung. Wenn der Augendruck oder
der Blutdruck schwankt, kann das Auge normalerweise die Durchblutung durch
Selbstregulation konstant halten. Ist diese Regulierung gestört, kommt es zu
einer instabilen Sauerstoffversorgung, was zu oxidativem Stress und somit
zum Glaukomschaden führt. Während sich einige dieser Therapien noch in der
experimentellen Phase befinden, werden andere bereits im klinischen Alltag
eingesetzt.
Eine primäre vaskuläre Dysregulation (PVD) und die daraus resultierende,
veränderte Autoregulation in der Augendurchblutung (OBF) können mit
Magnesium und – bei ausbleibendem Effekt – mit niedrig dosierten
Kalziumantagonisten besser behandelt werden. Starke nächtliche
Blutdruckabfälle können anfangs durch erhöhte Salz- und Flüssigkeitsaufnahme
und – falls das nicht genügt – in einem weiteren Schritt mit Fludrocortison
vermieden werden. Oxidativer Stress (bedingt durch instabile
Sauerstoffversorgung) sollte mit Nahrungsmitteln mit antioxidativer Wirkung,
die reich an Polyphenol-Flavonoiden (wie Tee, Kaffee und Rotwein) oder an
Anthocyanosiden (z. B. in Heidelbeeren) sind, reguliert werden. Ginkgo
biloba schützt die Mitochondrien des Sehnervs vor oxidativem Stress.
Experimentell kann die glaukomatöse Optikusneuropathie (GON) durch Hemmung
der Aktivierung der Astrozyten verhindert werden. Diese können einerseits
mechanisch aktiviert werden und durch die Blockade der epidermalen
Wachstumsfaktorrezeptoren gehemmt werden. Anderseits können die Astrozyten
biochemisch durch gesteigerte Endothelinproduktion mobilisiert werden und
entsprechend mit sog. Endothelinblockern aufgehalten werden. Auch
Stickstoffmonoxid-Synthase-2-(NOS-2-)Hemmer verhindern die
Glaukomentwicklung. Die Hemmung der Matrix-Metalloproteinase-9 (MMP-9) beugt
der Apoptose retinaler Ganglienzellen und der Gewebeumbildung vor.
Abstract
It is well established that an IOP reduction improves, on average, the
prognosis of all types of glaucoma. It is also known, however, that even an
ideal IOP does not stop progression in all patients. The insight into the
pathogenesis of glaucomatous damage leads to new therapeutic approaches.
Whilst most of these new avenues of treatment are still in the experimental
phase, others, such as magnesium, Ginkgo, salt and fludrocortisone are
already used by some physicians. Blood pressure dips can be avoided by
intake of salt or fludrocortisone. Vascular regulation can be improved
either locally by carbonic anhydrase inhibitors or systemically with
magnesium or with low doses of calcium channel blockers. A number of other
food ingredients such as polyphenolic flavonoids occurring in tea, coffee,
dark chocolate or red wine and anthocyanosides found in bilberries have
potential antioxidative effects. The oxidative stress at the level of the
mitochondria can be reduced by Ginkgo biloba. Experimentally, glaucomatous
optic neuropathy can be prevented by inhibition of astrocyte activation,
either by blockage of epidermal growth factor receptor or by counteracting
endothelin. Glaucomatous optic neuropathy can also be prevented by nitric
oxide-2 synthase inhibition. Inhibition of matrix metalloproteinase-9
inhibits apoptosis of retinal ganglion cells and tissue remodelling.
Up-regulation of heat shock proteins protects the retinal ganglion cells and
the optic nerve head.
Schlüsselwörter
Glaukom - Pharmakologie - Biochemie
Key words
glaucoma - pharmacology - biochemistry