Geburtshilfe Frauenheilkd 2013; 73(1): R3-R23
DOI: 10.1055/s-0032-1328117
GebFra-Weiterbildung | Refresher
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Erlanger OP-Workshop Adhäsionen: Was können wir tun, was müssen wir tun?

S. P. Renner
1   Frauenklinik, Universitätsklinikum Erlangen
,
J. Keckstein
2   Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, LKH Villach
,
E. Janschek
2   Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, LKH Villach
,
R. L. De Wilde
3   Klinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Gynäkologische Onkologie, Pius-Hospital Oldenburg
,
T. Römer
4   Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Evangelisches Krankenhaus Köln-Weyertal
,
A. Müller
5   Frauenklinik, Städtisches Klinikum Karlsruhe
,
T. Hildebrandt
1   Frauenklinik, Universitätsklinikum Erlangen
,
M. W. Beckmann
1   Frauenklinik, Universitätsklinikum Erlangen
,
B. Krämer
6   Universitätsfrauenklinik Tübingen
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
22. Januar 2013 (online)

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Adhäsionen treten bei ca. 75 % aller Operationen im Bauchraum auf, unabhängig davon, ob ein laparoskopisches Vorgehen oder eine Operation per laparotomiam durchgeführt wird. Probleme durch Adhäsionen werden zum einen häufig unterschätzt, bzw. überhaupt nicht wahrgenommen, zum anderen stellen sie die Ärzte vor das Problem einer suffizienten und evidenzbasierten Prophylaxe. Die gesundheitsökonomischen Belastungen durch Adhäsionen mit assoziierten Operationen und Folgeoperationen sowie Einbuße von Lebensqualität und Arbeitsausfall sind enorm [1]. In den USA fallen allein durch die Behandlung von Adhäsionen (postoperativ bzw. postinfektiös) Kosten in Höhe von ca. 1,3 Mrd. Dollar an [2].

Adhäsionen treten bei ca. 75 % aller Operationen im Bauchraum auf.

Für die Patientinnen stehen die Problematik der chronischen Unterbauchschmerzen und die damit verbundenen häufigen Folgeoperationen sowie stationären Krankenhausaufenthalte im Vordergrund. Obwohl der durch Adhäsionen bedingte Ileus eine Rarität darstellt, kann dieser ebenfalls nach regelgerecht durchgeführten gynäkologischen Operationen vorkommen und stellt dann eine lebensbedrohliche Komplikation dar. Gynäkologische Operationen – und hier insbesondere häufig durchgeführte Operationen, wie Zystenausschälungen, Myomenukleationen und Operationen aufgrund einer Endometriose – führen zu Adhäsionen im kleinen Becken, die sekundär wiederum eine Infertilitätsproblematik bedingen können.

Trotz vielseitiger Probleme durch Adhäsionen werden diese von vielen operativ tätigen Ärzten nicht entsprechend wahrgenommen. In den letzten Jahrzehnten sind mehrere Substanzen getestet worden, die teils lokal, teils systemisch appliziert werden und unterschiedliche Wirksamkeiten zeigten. Die Relevanz dieser Prävention in Bezug auf Schmerzen, Infertilität und Reoperationen wird jedoch aufgrund der kleinen Fallzahl in Studien kontrovers diskutiert. Die zusätzliche finanzielle Vergütung dieser Substanzen ist im aktuellen DRG-System (DRG: diagnosebezogene Fallgruppen) nicht abgebildet.

Im Rahmen des 2. Erlanger OP-Workshops zum Thema „Adhäsionen“ wurde ausführlich über die Möglichkeit und die Sinnhaftigkeit einer operativen bzw. medikamentösen Adhäsionsprophylaxe diskutiert und anhand ausgewählter Operationen Vor- und Nachteile von lokal applizierbaren Adhäsionsprophylaktika aufgezeigt. Hierbei wurde ein breites Spektrum gynäkologischer Operationen von der einfachen Zystenexstirpation, über operativ hysteroskopische Eingriffe, bis hin zu tief infiltrierender Endometriose mit Darmresektion präsentiert.

Dieser Artikel soll, auch anhand des Fallbeispiels, eine Zusammenfassung über die verschiedenen Möglichkeiten, Indikationen und Prophylaktika geben, die im Rahmen des Workshops diskutiert wurden.