Geburtshilfe Frauenheilkd 2013; 73(4): 299-303
DOI: 10.1055/s-0032-1328244
Aktuell diskutiert
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Female Genital Mutilation (FGM) und Female Genital Schistosomiasis (FGS). „Bourouwel“ – traditioneller Glaube oder medizinische Erklärung für ein grausames Ritual?

Jürgen Wacker
1   Frauenklinik Bruchsal, Akademisches Lehrkrankenhaus
,
Adama Zida
2   Abteilung für Parasitologie und Mykologie der Universität Ouagadougou, Burkina Faso
,
Christina Sitz
1   Frauenklinik Bruchsal, Akademisches Lehrkrankenhaus
,
Dagmar Schweinfurth
1   Frauenklinik Bruchsal, Akademisches Lehrkrankenhaus
,
Janika Briegel
2   Abteilung für Parasitologie und Mykologie der Universität Ouagadougou, Burkina Faso
,
Anika Hüser
5   Gynäkologie und Geburtshilfe, Krankenhaus Torgau
,
Hermann Feldmeier
3   Institut für Mikrobiologie und Hygiene, Charité Universitätsmedizin Berlin
,
Joachim Richter
4   Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, Universitätsklinikum
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
13 May 2013 (online)

Die Beschneidung der Frau, auch als weibliche Genitalverstümmelung oder international als Female Genital Mutilation (FGM) bezeichnet, ist definiert als totale oder partielle Exzision des äußeren weiblichen Genitales aus rituellen oder religiösen Gründen. Das Verfahren wird von ethnischen Gruppierungen in über 20 Ländern, vor allem in der nordafrikanischen Savanne und Ägypten sowie im südlichen Teil der Arabischen Halbinsel praktiziert. Die Anzahl der beschnittenen Frauen wird auf 100 bis 140 Mio. geschätzt  [1], [2]. In Afrika besteht jährlich für ca. 3 Mio. junge Frauen das Risiko, beschnitten zu werden. Unterschieden werden mehrere Typen der FGM. Exzision, d. h. komplette oder partielle Klitoridektomie in Kombinationmit Resektion der Labia minora und/oder der Labia majora. Bei der Infibulation wird zusätzlich der Introitus vaginae verengt, sodass Menstrualblut und Urin nur durch eine kleine Öffnung abfließen können  [1],  [37],  [41],  [42]. Die Beschneidung der Frau wird international als Missachtung des Rechtes auf körperliche Unversehrtheit angesehen und ist aus Sicht der Autoren eine Grausamkeit, für die es keinerlei Rechtfertigung gibt. Umeine effektive Prävention zu ermöglichen, ist es wichtig, sich über die ursprünglich zugrunde liegenden Motive Klarheit zu verschaffen.