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DOI: 10.1055/s-0032-1329470
Nerven bewahren in der Akutpsychiatrie
Publication History
Publication Date:
11 October 2012 (online)
Eine Binnensicht der Akutpsychiatrie: Dazu fallen einem Klassiker ein wie Goffmans "Asyle" oder "Alltag in der Anstalt" von Fengler u. Fengler, worauf der Titel dieses im Umfang eher bescheidenen Buches vielleicht auch hintergründig Bezug nimmt. Selbst die satirische Fernsehsendung "Neues in der Anstalt" bezieht sich noch immer auf diese Monumentalwerke, die das Bild der Bevölkerung und auch derjenigen Fachleute, die nicht gerade eben dort arbeiten, immer noch einwenig prägen, gleichermaßen wie die eindrücklichen und unvergesslichen Szenen aus Filmen wie "Einer flog über das Kuckucksnest". Aus der heutigen Akutpsychiatrie gibt es indes wohl zahllose Publikationen und Qualitätsberichte psychiatrischer Krankenhäuser zu lesen, gefüllt mit Zahlen, Daten und Fakten. Daraus geht zweifelsfrei hervor, dass die Akutpsychiatrie mit dem Bild der "geschlossenen Anstalt" wohl nahezu nichts mehr zu tun hat, schon angesichts häufig offener Türen und einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von unter 30 Tagen. Dennoch ist dieser neue, so anders gewordene und normalisierte Alltag im kollektiven Bewusstsein nicht unterlegt mit plastischen Bildern und Vorstellungen, wohl nicht zuletzt deshalb, weil das normaler und alltagsnäher Gewordene sich nicht mehr mit ins Groteske übersteigerten Zerrbildern fassen lässt.