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DOI: 10.1055/s-0032-1330296
Totale[1], kritische oder praktische Sexualmedizin?[2]
25 Jahre Sexualmedizin in der Zeitschrift für SexualforschungPublication History
Publication Date:
20 December 2012 (online)

Als im Jahr 1988 die Zeitschrift für Sexualforschung aus der Wiege gehoben wurde, gab es schon eine Geschichte der Sexualmedizin in Deutschland: Volkmar Sigusch hatte 1970 seine „Sieben Thesen zur kritischen Reflexion des Verhältnisses von Medizin und Sexualität“ publiziert, 1972 seine Antrittsvorlesung zum Thema „Thesen zur Konzeption einer Sexualmedizin“ gehalten, mit „Ergebnisse zur Sexualmedizin“ (Sigusch 1972) ein Buch vorgelegt, welches erstmals die Wortschöpfung Sexualmedizin im Titel trug und 1975 in erster Auflage das Lehrbuch „Therapie sexueller Störungen“ im Thieme Verlag herausgegeben. 1971 wurde zudem am Institut für gerichtliche und soziale Medizin der Universität Kiel eine „Sexualmedizinische Forschungs- und Beratungsstelle“ eingerichtet (damals geleitet von Reinhard Wille) und1975 am Frankfurter Institut für Sexualwissenschaft die „Sexualmedizinische Ambulanz“ eröffnet.
Auch eine eigene Zeitschrift namens „Sexualmedizin“ gab es ab 1972 (sie wurde 1993 eingestellt). Seit1976/1977 wurden Fortbildungen zur Sexualmedizin in Heidelberg und Frankfurt angeboten, seit 1979 das Hamburger Curriculum zur Paartherapie durchgeführt. Schließlich gab es innerhalb der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung eine sexualmedizinische Fraktion, die sich in der Fachgesellschaft aber nicht ausreichend repräsentiert sah und 1978 in Heidelberg eine „Gesellschaft für praktische Sexualmedizin“ gründete. Ich werde auf den Fortgang der Geschichte später zurückkommen.
Im Rückblick auf 25 Jahre Sexualmedizin in der Zeitschrift für Sexualforschung habe ich mich gefragt: Hat Sexualmedizin ein Fatum? Wird sie entweder so groß gefasst, dass ihr Ziel unerreichbar bleibt, oder so reduziert, dass sie trivial und damit überflüssig wird? Oder kann Sexualmedizin in Zukunft zugleich kritisch und praktisch sein?
1 In Anlehnung an Schmidt G. Totale Sexualmedizin? Sexualmed 1973; 3: 497 – 504.
2 Für Wolfgang Berner und Volkmar Sigusch.