Übersicht
Aufbauend auf der Annahme einer bipolar strukturierten Ordnung des Sexuellen geht
dieser Artikel der Frage nach, inwiefern bisexuell lebende Menschen diese Ordnung
kreativ unterwandern und welche Verschiebungen oder Stabilisierungen der Ordnung dadurch
provoziert werden. Die Beantwortung dieser Frage erfolgt durch die Rekonstruktion
dreier Biografien bisexuell lebender Menschen, da es hierdurch möglich wird nachzuvollziehen,
wie diese ihre Bisexualität – als Begehren, Praxis und/oder sexuelle Selbstbeschreibung
– im biografischen Prozess ihrer sexuellen Selbstwerdung unter den Bedingungen einer
bipolar strukturierten sexuellen Ordnung verarbeiten. Dabei zeigt sich, dass Bisexualität
in allen Fällen als erweiterte Natur des Körpers biografisiert wird. Als solche wird
sie zur Herausforderung oder Chance, neben der Beibehaltung einer heterosexuellen
normativen (Beziehungs-)Struktur eine Sonderzone für gleichgeschlechtliche sexuelle
Kontakte zu etablieren. Somit stellt die bipolare sexuelle Ordnung die Basis einer
bisexuellen Positionierung dar, wodurch sie einen gewissen Grad an Stabilisierung
erfährt. Gleichzeitig erweist sie sich als nicht ausreichend und wird durch die doxische
Gewissheit einer bisexuellen Natur erweitert.
Schlüsselwörter
Biografieforschung - Bisexualität - Sexualsoziologie - sexuelle Identität - sexuelle
Selbstwerdung