Lege artis - Das Magazin zur ärztlichen Weiterbildung 2012; 2(5): 306-310
DOI: 10.1055/s-0032-1330931
Fachwissen
Titelthema: Geriatrische Patienten
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Geriatrische Patienten – Demenzdiagnostik

Martin Haupt
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Publication Date:
28 November 2012 (online)

Zusammenfassung

Die Diagnose von Demenzerkrankungen lässt sich bei den meisten Kranken mit einfachen Mitteln stellen. Zu den wichtigsten Symptomen einer Demenz gehören die Gedächtnisstörung, die Einbuße im Denk- und Urteilsvermögen, in der Konzentrationsfähigkeit und der Informationsverarbeitung. Störungen des Sozialverhaltens, des Antriebs oder der Stimmung treten in der Regel hinzu. Die Symptomatik ist so ausgeprägt, dass die übliche Alltagsbewältigung beeinträchtigt wird. Weniger schwere Symptomkonstellationen werden als leichte kognitive Störung vom Demenzsyndrom abgegrenzt. Sie äußern sich meist in Einbußen der Merkfähigkeit (Abrufstörung), intervenieren hingegen nicht mit der Bewältigung der gewohnten Alltagsaufgaben. Die mit Abstand häufigste Form einer Demenz ist die Alzheimer-Krankheit, gefolgt von der vaskulären Demenz. Weitere, irreversibel verlaufende Demenzursachen sind etwa die Parkinson-Demenz, die Demenz mit Lewy-Körperchen und die frontotemporalen Degenerationen. Potenziell behebbare Ursachen für eine Demenz sind besonders zu beachten, z.B. Depression, kommunizierender Hydrozephalus oder Hypothyreose. Für die Therapie ist zudem die Erhebung der noch vorhandenen Fertigkeiten des Patienten wichtig. Eine verständliche Aufklärung des Patienten über seine Erkrankung sollte die Regel für den Arzt sein, Ausnahmen hiervon muss er begründen.

Kernaussagen

  • Warnsignale für eine beginnende Demenz sind

    • Vergesslichkeit für wiederkehrende Ereignisse und alltägliche Begebenheiten,

    • Wortfindungsstörungen und

    • Orientierungseinbußen.

  • Die Diagnose einer Demenz setzt voraus, dass zusätzlich zu Gedächtnisstörungen auch das Denk- und Urteilsvermögen beeinträchtigt ist. Die Symptome müssen > 6 Monate bestehen.

  • Zur Diagnose der kognitiven Symptome dienen Tests wie der Mini Mental Status Test, der Uhrentest oder der DemTect.

  • Die mit Abstand häufigste Form einer Demenz ist die Alzheimer-Krankheit, gefolgt von der vaskulären Demenz.

  • Um die Ursache einer Demenz festzustellen, erhebt man ggf. auch Laborwerte, ordnet ein CCT oder MRT und evtl. weitere spezielle Untersuchungen an. Die Alzheimer-Demenz lässt sich relativ sicher durch eine Liquorpunktion nachweisen.

  • Grundsätzlich sollte man bei einer Demenz auch reversible Ursachen in Betracht ziehen, darunter einen kommunizierenden Hydrozephalus oder eine Hypothyreose.

  • Für die Therapie ist die Erhebung der noch vorhandenen Fertigkeiten des Patienten wichtig.

Ergänzendes Material

 
  • Literatur

  • 1 Froböse T, Kurz A. So wichtig ist frühe Demenzdiagnose. Neurologe Psychiater 2012; 13: 50-56
  • 2 Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN), Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) Hrsg. Diagnose- und Behandlungsleitlinie Demenz. Heidelberg: Springer; 2010
  • 3 Maier W, Jessen F. Evidenzbasierte Standards für die Versorgung von Patienten mit Demenzen. Die interdisziplinäre S3-Leitlinie „Demenzen“. Nervenarzt 2010; 81: 795-799
  • 4 Haupt M. Die Diagnose der Alzheimer Krankheit und anderer Demenzformen (Februar 2012). Informationsblatt der Deutschen Alzheimer Gesellschaft. Im Internet: http://www.deutsche-alzheimer.de/fileadmin/alz/pdf/factsheets/FactSheet03_2012.pdf Stand 14.08.2012
  • 5 Kessler J, Calabrese P, Kalbe E, Berger F. DemTect – Ein neues Screening-Verfahren zur Unterstützung der Demenzdiagnostik. Psych 2000; 26 (Suppl. 01) 1-6
  • 6 Reischies FM, Wertenauer F. Leichte kognitive Störung. Nervenarzt 2011; 82: 1483-1496
  • 7 Förstl H. Demenzen in Theorie und Praxis. Aufl. Heidelberg: Springer; 2011. 3.
  • 8 Bibl M, Wiltfang J. Biomarker bei neurodegenerativen Demenzen. Akt Neurol 2008; 35: 526-538
  • 9 Haupt M. Ursache, Symptome und Verlauf von Demenzerkrankungen. In: Hofmann W, Hrsg. Umgang mit Demenz. Hamburg: IX. Behr's; 2010: 1-14