Zusammenfassung
Die Beschäftigung mit dem Thema „Ernährung am Lebensende“ wirft viele grundsätzliche Fragen auf, wird mitunter sehr emotional geführt und setzt eine intensive kritische Auseinandersetzung mit den komplexen zugrunde liegenden medizinischen, ethischen, emotionalen, psychologischen und juristischen Aspekten dieser Thematik voraus. Die ernährungsmedizinische Betreuung von Patienten am Lebensende basiert auf der individuellen Beachtung und Umsetzung unserer etablierten palliativmedizinischen Grundsätze und zielt primär auf den absehbaren individuellen Nutzen des Patienten in Bezug auf seine Lebensqualität unter kritischer Beachtung seiner Vorstellungen, Wünsche, individuellen Ressourcen und Möglichkeiten ab. Ernährungsmedizinische Intervention – insbesondere die künstliche enterale oder parenterale Ernährung – ist integraler Bestandteil der ärztlichen Therapie sowie Prävention und bedarf neben einer individuell begründbaren medizinischen Indikation einer ethischen Rechtfertigung. Der Beitrag, den eine ernährungsmedizinische Betreuung im Rahmen der Palliativmedizin leisten kann, ist vielschichtig und relevant: Während in der Frühphase eine individuell adäquate Ernährungsintervention sehr effizient alle relevanten klinischen Parameter sowie die Lebensqualität des Patienten beeinflussen kann, ist dies in fortgeschrittenen oder gar terminalen Phasen in der Regel nicht der Fall. Die Ernährung über eine PEG-Sonde (PEG: perkutane endoskopische Gastrostomie) ist nicht der vorletzte Schritt vor dem Tod und schon gar keine symbolische Behandlung am Lebensende, sondern nach unserem heutigen modernen Schlüsselverständnis vom Charakter her supportiv, frühzeitig, präventiv und in vielen Fällen passager. Die PEG-Sonde ist keine Alternative zum Nahrungsreichen per Hand, sondern nur eine medizinisch begründbare Ergänzung, wenn dadurch Lebensqualität erhalten werden kann. Einfühlsame Kommunikation und Antizipation sind der Schlüssel zur Vermeidung inadäquater Ernährungsstrategien am Lebensende.
Abstract
Nutrition at the end-of-life or in end-stage diseases is a complex topic and needs a critical discussion of its basic, medical, ethical, emotional, psychological, and legal aspects. Individual nutrition in this situation is based on our established principles of modern palliative care, primarily considers the quality of life aspects, and is focused on the wishes, personal needs, and resources of the individual patient. Nutritional intervention especially – enteral and parenteral nutrition – is an integral part of individual medical care and prevention and therefore requires an individual medical indication and ethical justification. Nutritional support during the wide range of palliative care offers a complex variety of different options: in early phases, when the patient still has a reasonable quality of life, it offers well-proven effects on morbidity, prognosis, as well as well-being and quality of life; however, this is less valid and even not true for very end-stage situations. Nutrition via PEG is not the second last step before death and by far a symbolic treatment at the end of life. In our modern understanding nutrition via PEG is supportive, early, preventive, and in many cases temporary. Early sensible communication and timely anticipation are key measures to prevent inadequate nutritional interventions at the end of life.
Schlüsselwörter
Palliativmedizin - Malnutrition - Lebensende - perkutane endoskopische Gastrostomie (PEG) - Terminalphase - Tumorpatienten - Ernährung - Ethik
Keywords
palliative medicine - malnutrition - end of life - percutaneous endoscopic gastrostomy (PEG) - terminal phase - tumor patient - ethics - nutrition