PPH 2013; 19(01): 1
DOI: 10.1055/s-0032-1333388
Editorial
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Editorial

Michael Schulz
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Publication Date:
24 January 2013 (online)

Liebe Leserinnen und Leser,

die Arbeit mit psychisch kranken Menschen erfordert besondere Kompetenzen und im besten Fall verfügen Pflegende im Psychiatrischen Arbeitsfeld über Expertenwissen, das den Kolleginnen und Kollegen aus der Somatik so nicht zur Verfügung steht. Um dieses Wissen in den Institutionen verfügbar zu machen, bietet der Fort- und Weiterbildungsmarkt vielfältige Angebote: Angefangen bei speziellen therapeutischen Techniken, beispielsweise der Dialektisch-Behavioralen Therapie, über Fachweiterbildungen bis hin zum Studiengang Psychiatrische Pflege/Psychische Gesundheit in Bielefeld, wird Expertenwissen für diesen speziellen Bereich innerhalb der Pflege und innerhalb der Medizin bereitgestellt.

Aber die Welt wird komplexer, das Erkennen von Grenzen zunehmend schwieriger. Psychiatrische Pflege ist nicht mehr nur auf Psychiatrische Kliniken begrenzt, sondern zunehmend wird deutlich, dass Psychiatrische Pflegekompetenz auch in der Somatik dringend benötigt wird, beispielsweise im Hinblick auf delirante oder demente Patienten. Doch die Realität sieht leider noch anders aus und die Gruppe der Psychiatrisch Pflegenden hätte allen Grund, sich darüber zu ärgern, dass sogar an Abteilungskliniken ihre Kompetenz in den somatischen Feldern in den seltensten Fällen erwünscht ist. Es sei denn, der schwierige Patient im Durchgangssyndrom kann gleich von der Intensivstation in die Psychiatrie verlegt werden.

Umgekehrt müssen aber auch die Psychiatrisch Pflegenden die Somatik in ihr Pflegekonzept miteinbeziehen – und davon handelt der Schwerpunkt dieser Ausgabe: Wie stellen wir sicher, dass wir bei all unserer Expertise in psychiatrisch-pflegerischen Fragestellungen nicht den Körper der Patienten aus dem Blick verlieren? Wie können wir mit sanften Methoden zur Gesundheitsförderung beitragen? Und können Patienten in der Forensik eigentlich ein Lauftraining durchführen? Darüber hinaus finden sich in weiteren Beiträgen dieser Ausgabe Verbindungen zwischen Körper und Psyche, beispielsweise wenn es um die Pflege von nicht-epileptischen Anfällen geht.

Der Schwerpunkt Body and Soul macht deutlich, dass die Pflegenden in der Psychiatrie mehr über somatische Themen lernen müssen und umgekehrt. Darüber hinaus muss die Pflege lernen, Fachexpertise gegenseitig anzuerkennen und durch gegenseitige Unterstützung die (pflegerische) Behandlungsqualität, und damit das Ergebnis zu verbessern. Wie das funktionieren kann, zeigt der Beitrag von Cornelia Schindler et al. zum Thema Psychosomatik Liason Nurse von Patienten mit Bauchtumoren. Denn: Der somatische Patient kann psychische Probleme haben und der psychiatrisch erkrankte Mensch kann somatische Störungen haben. Ein ganzheitlicher Ansatz in der Pflege umfasst auch, dass diese Bereiche gemeinsam betrachtet und gepflegt werden.

Ihr

Michael Schulz

PS: Besonderer Dank geht an Dorothea Sauter, die als Mitglied des Beirates maßgeblich für die Konzeption dieses Schwerpunktes verantwortlich war.