Pneumologie 2013; 67 - V217
DOI: 10.1055/s-0033-1334519

Septische Aktinomykose – ein Fallbericht

J Friedrich 1, C Weinbrenner 1, C August 2, A Eickhoff 3, C Henche 3
  • 1Klinikum Hanau, Medizinische Klinik I
  • 2Pathologie, Klinikum Hanau
  • 3Klinikum Hanau, Medizinische Klinik II

Einleitung: bei der Aktinomykose handelt es sich um eine aerobe und anaerobe Mischinfektion, vorwiegend bedingt durch das Bakterium Actinomyces israelii (Pseudomykose).

Klinischer Verlauf: 49-jährigen Mann, der sich wegen erstmalig aufgetretener cerebraler Krampfanfälle neurologisch vorstellte; multiple cerebrale Rundherde, zunächst als Metastasen interpretiert; in Verbindung mit einer Komplettverschattung des linken Hemithorax V.a. Bronchialcarcinom.

Anamnestisch deutliche Verschlechterung des Allgemeinzustandes seit ca. 1 Jahr mit Gewichtsverlust von ca. 20 kg, allgemeine Schwäche und Abgeschlagenheit, Reizhusten und Belastungsdyspnoe; zusätzlich Nikotinabusus von 60 PY sowie tgl. C2-Konsum von bis zu 5 Litern Bier.

Körperliche Untersuchung: dtl. reduzierter AEZ, keine Ödeme, Dyspnoe bei leichtester Belastung, desaströser Zahnstatus, abgeschwächte Perkussion und AG links, Facialisparese rechts.

Zunächst V.a. TBC, Isolation, jedoch kein Nachweis säurefester Stäbchen in BAL und Magensaft, PCR negativ.

Im cMRT V.a. drei intracerebrale Metastasen, im CT-Thorax destruierender Prozess der li. Lunge mit Begleiterguss, CRP bei Aufnahme 8,96 mg/dl 24,6 Leukozyten/nl im peripheren Blut mit 88% segmentkernigen Zellen.

Pleurabiopsie: floride eitrige Entzündung in Nachbarschaft von Aktinomycesdrusen, keine Malignität.

Behandlung mit Amoxicilin plus ß-Lactamaseinhibitor, darunter dtl. klinische Besserung und Gewichtszunahme sowie Auflockerung der Infiltrate, Regression der cerebralen Herde. Empfehlung der Zahnsanierung; in ambulanten Kontrollen weiterhin stabiler und sich weiter verbessernder AEZ und Lungenfunktion; weitgehende Nikotin- und Alkoholabstinenz.

Beurteilung: seltener Fall einer pulmonalen Aktinomykose mit septischer Streuung in das Cerebrum; Ausgangspunkt a.e. reduzierter Zahnstatus; gute Regression unter konventioneller Antibiose, chirurgische Therapie nicht primär erforderlich. Differenzialldiagnosen: Malignom/TBC; Nachweis der Actinomyceten schwierig, hier Diagnosesicherung primär über Histologie gelungen.