Pneumologie 2013; 67 - V135
DOI: 10.1055/s-0033-1334528

Verlauf der Atemmuskelkraft bei akutem Guillain-Barré Syndrom

S Walterspacher 1, A Kirchberger 2, D Walker 3, A Schwörer 4, J Lambeck 5, WD Niesen 5, W Windisch 6, F Hamzei 7, HJ Kabitz 3
  • 1Universitätsklinik Freiburg Abteilung Pneumologie Abteilung Pneumologie
  • 2Klinikum Garmisch-Partenkirchen
  • 3Abteilung Pneumologie Universitätsklinik Freiburg
  • 4Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
  • 5Abteilung Neurologie, Universitätsklinik Freiburg
  • 6Kliniken der Stadt Köln gGmbh, Abteilung Pneumologie, Lungenklinik, Köln
  • 7Lehrstuhl für Neurologische Rehabilitation, Neurologie, Friedrich-Schiller-Universität Jena

Das akute Guillain-Barré-Syndrom (GBS) ist eine akute inflammatorische Polyneuritis und stellt durch aufsteigende Lähmungen eine lebensbedrohliche Situation dar. Insbesondere eine Beteiligung der Atemmuskulatur führt zur Beatmungspflichtigkeit in ca. 20 – 30% der Fälle. Unklar ist der Verlauf der Atemmuskelfunktion zu Beginn der Erkrankung sowie die am besten geeignetste Messmethode diesbezüglich.

Diese Studie untersucht daher die Entwicklung der atemmuskulären Funktion bei Patienten mit akuten GBS im Lauf der ersten Erkrankungswoche mit mitarbeitsabhängigen (zentraler Atemantrieb: P0,1; maximaler inspiratorischer/exspiratorischer Mundverschlussdruck: PImax/PEmax; nasaler Sniff-Druck: SnPna) und mitarbeitsunabhängigen Testverfahren (bilaterale anteriore Magnetstimulation des N. phrenicus (Twitch-Munddruck: TwPmo)) im Vergleich zum aktuellen Standard der Lungenfunktionsmessung (Vitalkapazität: VC, Peak Expiratory Flow: PEF), krankheitsspezifischen Erhebungsbögen (MRC Summen-Skala, GBS Disability Score) und Vigorimetrie.

Die Patienten wurden nach Diagnosesicherung eingeschlossen. P0,1, PImax, PEmax, SnPna, Spirometrie, Vigorimetrie und der MRC-Score wurden jeweils morgens und abends an Tag 1 (d1) bis Tag 7 (d7) bestimmt, der GBS-Score jeweils einmal am Tag. An d1 und d7 wurde der TwPmo gemessen.

9 Patienten wurden eingeschlossen. P0,1, Vigorimetrie, PEmax, TwPmo, VC, PEF und der GBS-Score änderten sich nicht im Verlauf (p > 0,05). PImax, SnPna und der MRC-Score stiegen signifikant an. Nur SnPna korrelierte mit dem MRC-Score an d1 (r2= 0,60, p = 0,02) und d7 (r2= 0,54, p = 0,02), jedoch nicht VC oder PImax.

Die atemmuskuläre Beeinträchtigung kann bei akutem GBS am verlässlichsten durch die nasale Sniff-Druckmessung erfasst werden. Zudem kann diese Technik – im Gegensatz zur Lungenfunktionsmessung oder PImax Bestimmung – auch bei fehlendem suffizienten Mundschluss (z.B. infolge einer Fazialisparese) sicher angewendet werden. Die Messung des nasalen Sniff Drucks als Verlaufsparameter bei GBS könnte sich daher zukünftig gegenüber der Messung der Lungenfunktion als neuer Standard etablieren.