Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0033-1334554
Vermehrte Schleimproduktion bei COPD: nicht immer aus den Atemwegen
Anamnese: Ein 82-jähriger Patient wurde aus einer pneumologischen Praxis mit der Diagnose „Gesichert COPD Grad II“ eingewiesen. Seit mehr als 6 Monaten bestand Husten mit reichlich schaumigem Auswurf; während der letzten 8 Wochen Gewichtsverlust von 2 – 3 kg. Kein Nachtschweiß. Bei der zytologischen Untersuchung des (blutig tingierten) Sputums vor 5 Wochen Nachweis von Zellen mit Kernatypien am Plattenepithel und metaplastischen Plattenepithelzellen. Tabakkonsum: 30 – 40 py, aktuell Pfeife. Alkohol: gelegentlich. Therapie mit Bronchodilatatoren und einem inhalativen Corticoid.
Computertomogramm des Thorax (2 Monate zuvor): kein tumorverdächtiger Befund, keine Bronchiektasen.
Klinischer Befund: Schleimhaut unauffällig. Lungen ohne pathologischen Befund.
Lungenfunktion: FEV1 1,57 l (66% pred.), FEV1/VC 61% (formal Grad II n. GOLD).
HNO-Befund: „Hypersalivation. Mund-, Rachenschleimhaut reizlos. Therapieversuch mit Atropin als Tbl.“.
Röntgenaufnahmen der Nasennebenhöhlen: Regelrechte Strahlentransparenz.
Bronchoskopie: Starke Hypersalivation. Rachenschleimhaut ödematös verquollen. Endobronchial Bild einer Raucherbronchitis mit diffusen Petechien.
Histologie der Probeexzision aus der Pharynxschleimhaut: Infiltrierend wachsende solide Komplexe mittelgroßer polymorpher Zellen; stellenweise kleine Verhornungen. Der Befund entspricht Tumorzellinfiltraten eines Plattenepithelkarzinoms.
Zusammenfassung: Bei vorbestehender COPD und fortgeführtem Tabakkonsum wird die vom Patienten geschilderte vermehrte Schleimbildung primär auf die Atemwegserkrankung zurückgeführt. Ist das vermehrte Sekret speichelartig und schaumig (Hypersalivation), kann dies auf einen pharyngealen Prozess hinweisen, der selbst HNO-ärztlich übersehen werden kann. Der Konsum von Pfeifentabak begünstigt die Entstehung von Pharynxkarzinomen. Trotz der niedrigen Prävalenz von ca. 1:100 Tsd. ist bei schaumiger Hypersekretion auch ein Pharynxkarzinom in die Differenzialdiagnose mit einzubeziehen.