Gesundheitswesen 2013; 75 - V15
DOI: 10.1055/s-0033-1337466

Prävention von Mund-, Zahn- und Allgemeinerkrankungen bei pflegebedürftigen Menschen durch Fortbildung von Pflegekräften und Koordination der Vernetzung von Pflegeeinrichtungen und zahnärztlicher Versorgung

A Diringer-Seither 1, C Wleklinski 2
  • 1Kreisausschuss des Lahn-Dill-Kreises, Abteilung Gesundheit, Fachdienst Amtsärztliche Gutachten und Stellungnahmen, Herborn
  • 2Kreisausschuss des Lahn-Dill-Kreises, Abteilung Gesundheit, Fachdienst Kinder- und Jugendgesundheit, Herborn

Pflegebedürftige Menschen sind häufig nicht in der Lage, selbstständig und eigenverantwortlich ihre Zahn- und Mundpflege durchzuführen. In der professionellen Pflege ist die Arbeitsverdichtung hoch. In der Ausbildung der Pflegekräfte nimmt die Zahn- und Mundpflege nur einen untergeordneten Rang ein. Die Zusammenarbeit mit Zahnärzten erfolgt in der Regel nur im Behandlungsfall, nicht zur regelmäßigen Prophylaxe und Beratung.

Niedergelassene Zahnärzte können bisher Prophylaxe und Behandlung in der Alterszahnheilkunde aus ihrer Sicht noch nicht zufriedenstellend abrechnen. Die Behandlung nicht-mobiler Patienten außerhalb der Praxis ist aus technischen Gründen nur eingeschränkt möglich und riskanter, regelmäßige Prophylaxemassnahmen werden selten durchgeführt.

Eine Verbesserung der Lebensqualität und der Mundgesundheit pflegebedürftiger Menschen durch eine Qualifizierung der Pflegekräfte in Kombination mit zahnmedizinischer Individualprophylaxe ist wissenschaftlich belegt. Die Verschlimmerung chronischer Allgemeinerkrankungen durch Erkrankungen von Mund und Zähnen ist ebenfalls nachgewiesen.

Zahnärzte halten es für nötig, die Individualprophylaxe bei alten Menschen zu intensivieren. Die Leitungskräfte eines großen Teils der Pflegeheime im Lahn-Dill-Kreis und Pflegende im häuslichen Bereich sehen Bedarf für die gezielte Schulung der Pflegekräfte und für eine Verbesserung der zahnärztlichen Betreuung pflegebedürftiger Menschen. Eine systematische Vernetzung der Beteiligten existiert bisher nicht.

Zahnärzte wurden für eine Referententätigkeit für Pflegekräfte geschult, Schulungsmaterial zusammengestellt und Fortbildungsveranstaltungen in Pflegeeinrichtungen organisiert. Die Zusammenarbeit mit Altenpflegeschulen wurde begonnen. Beide Maßnahmen werden evaluiert. Eine Kreis-Gesundheitskonferenz findet zum Thema „Mundgesundheit und Pflege“ statt. Eine Arbeitsgruppe der unterschiedlichen Beteiligten mit neutraler Moderation ist geplant. Ein Gesundheitsbericht wird erstellt und Fachleuten und der Allgemeinbevölkerung zugänglich gemacht. Die Öffentlichkeitsarbeit ist zielgruppenorientiert vorgesehen. Eine Ausweitung der Maßnahme auf Pflegekräfte und Angehörige, die in häuslicher Umgebung pflegen, ist möglich.