Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0033-1337564
Surveillance von nosokomialen Ausbrüchen im Rahmen des Infektionsschutzgesetzes, 2011/2012
Hintergrund: Seit Einführung des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) 2001 ist das gehäufte Auftreten nosokomialer Infektionen an das zuständige Gesundheitsamt meldepflichtig. Mit Wirkung vom 04.08.2011 trat das Gesetz zur Änderung des IfSG und weiterer Gesetze in Kraft. Seitdem ist eine nichtnamentlich an das Gesundheitsamt erfolgte Meldung von gehäuftem Auftreten nosokomialer Infektionen über die zuständige Landesbehörde an das Robert Koch-Institut (RKI) zu übermitteln. Präsentiert werden die Ergebnisse der Surveillance nosokomialer Ausbrüche über den Zeitraum von einem Jahr.
Methoden: Seit 11/2011 werden Informationen anhand eines Übermittlungsbogens von der zuständigen Landesbehörde systematisch erfasst und an das RKI per Fax oder E-Mail übermittelt und ausgewertet: (1) aggregierte Daten: Anzahl der kolonisierten, infizierten und verstorbenen Fälle, Angaben zu Infektionsquelle, Erreger und Resistenzen, Institution und (2) Liste der Fälle: Diagnose, Diagnosezeitpunkt und mikrobiologische Befunde. Datenstand für die Auswertung ist der 08.01.2013.
Ergebnisse: Für den Auswertungszeitraum (11/2011 bis Ende 10/2012) konnten 1326 beim RKI eingegangene Übermittlungsbögen, die 630 Ausbrüchen zugeordnet werden konnten, berücksichtigt werden. Der am häufigsten übermittelte Erreger war Norovirus in 442/630 (70%) Ausbrüchen, mit einem saisonalen Maximum von Übermittlungen in 02/2012 (n = 244) und 03/2012 (n = 189). Häufig genannte Erreger unter den 130 durch Bakterien verursachten Ausbrüchen waren: Clostridium difficile (n = 30; 23%), Klebsiella spp. (n = 25; 19%) und Staphylococcus spp. (n = 23; 18%). Multiresistente Bakterien wurden in 42% (n = 54) bei den durch bakterielle Erreger verursachten Ausbrüche angegeben. Bei durch bakterielle Erreger verursachten Ausbrüchen wurden Intensivstationen und neonatologische Stationen am häufigsten genannt.
Zusammenfassung: Der Anstieg der Ausbruchsmeldungen in 02/2012 und 03/2012 ist zum Teil auf die Norovirus-Saisonalität zurückzuführen. Ein potentieller Einflussfaktor auf die Anzahl und Zusammensetzung der gemeldeten und übermittelten Ausbrüche könnte auch auf eine erhöhte Aufmerksamkeit aufgrund von Medienberichten zurückzuführen sein. Insgesamt zeigen die erhobenen Daten die Bedeutung und die Möglichkeiten eines Surveillancesystems für nosokomiale Ausbrüche auf. Um die Dateneingabe und -auswertung zu vereinfachen und die Datenqualität zu verbessern, ist eine Integration in das elektronische Surveillance-System SurvNet@RKI geplant. Die bisher gesammelten Erfahrungen sind hierbei hilfreich.