Aktuelle Ernährungsmedizin 2013; 38(03): 188-194
DOI: 10.1055/s-0033-1343130
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Entscheidungsfindung für einen bariatrischen Eingriff – Qualitative Befragung adipöser Patienten

Decision Making for Bariatric Surgery – Qualitative Surveys of Obese Patients
M. Hellbardt
Universitätsmedizin Leipzig – Integriertes Forschungs- und Behandlungszentrum (IFB) AdipositasErkrankungen
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Publication Date:
16 May 2013 (online)

Zusammenfassung

Fragestellung: Mit zunehmender Häufigkeit werden chirurgische Eingriffe zur Gewichtsreduktion durchgeführt. Untersuchungen zu den Beweggründen liegen bereits vor. Ziel der Untersuchung war es herauszufinden, wie sich der Weg der Entscheidungsfindung im Hinblick auf einen adipositaschirurgischen Eingriff darstellt.

Methodik: Zur Beantwortung der Fragestellung wurden Patienten (n = 8) mithilfe leitfadengestützter Interviews befragt. Hierbei wurden 2 Patienten präoperativ und 6 postoperativ interviewt.

Ergebnisse: Die Interviews zeigen, dass bei allen befragten Patienten der Stichprobe ein langer Weg der Selbstbehandlung zur Gewichtsreduktion als eigenverantwortlich wahrgenommenes Problem vorausgeht, bis der Zugang zu einer bariatrischen Maßnahme erfolgt. Mit der Entscheidung für die Operation ist ein Prozess der Auseinandersetzung verbunden, der durch Risikoabschätzung aber auch Verdrängungsprozesse geprägt ist. Deutlich wurde, dass die Aufklärung über die Methoden und Konsequenzen vorwiegend untereinander erfolgt. Der Eingriff wird als Lösung verstanden.

Schlussfolgerung: Weitere Interviews sind nötig, um den Prozess der Entscheidungsfindung aus Patientensicht verstehen zu können und Vorurteile gegenüber Patienten mit dem Wunsch nach einer bariatrischen Maßnahme als einfachen Weg der Gewichtsreduktion abzubauen. Somit ist es möglich, Gründe für das Scheitern einer nachhaltigen Gewichtsreduktion zu identifizieren und Strategien für die Adipositastherapie zu entwickeln.

Abstract

Purpose: Bariatric surgery is carried out with increasing frequency to support weight-loss. There were several studies on the patients’ motivation for this type of surgery. The purpose of the study was to determine the path of decision making with regard to bariatric surgery.

Methods: In order to answer the question a total of eight patients were surveyed using guideline-based interviews. Of these, two patients were asked preoperatively and six after surgical intervention.

Results: The interviews show that for all patients a long way of perceiving self-treatment as own personal responsibility precedes the access to bariatric surgery. The decision in favor of bariatric surgery is linked to discussions which are affected by both risk estimation and suppression. It became clear that knowledge concerning methodology and consequences of the procedure was mainly provided by other patients. Going through surgery is perceived as solution in terms of ending the psychological strain of being overweight.

Conclusion: Further interviews are necessary to understand the process of decision making from the patient’s point of view and to reduce prejudices towards patients that wish to employ bariatric surgery as an easy way to support weight-loss. This helps to identify reasons for failing sustainable weight reduction and to develop strategies for obesity therapy.