Zusammenfassung
Hintergrund: Vitamin-K-Antagonisten beeinflussen nicht nur die Synthese von
Koagulationsfaktoren, sondern auch die Aktivierung anderer Vitamin-K-abhängiger Proteine.
Unter den
möglichen unerwünschten Folgen wird die Gefäßkalzifizierung in letzter Zeit besonders
beachtet.
Anamnese und Befunde: 4 Patienten, die über mehr als 10 Jahre eine Langzeitantikoagulation
erhielten, wiesen eine Gefäßkalzifikation auf. Bei Patient 1 war nach einem Trauma
eine
Mediasklerose nachgewiesen worden, die nicht erklärt werden konnte. Daraufhin wurde
in unserer
internistischen Allgemeinpraxis bei allen Patienten unter Langzeitantikoagulation
über 10 Jahre der
Knöchel-Arm-Index bestimmt. Lag dieser über 1,3 wurde eine Röntgenaufnahme des Vorfußes
in
Standard-Röntgentechnik durchgeführt. Keiner der 4 Patienten hatte eine Niereninsuffizienz,
einen
Hyperparathyreoidismus oder einen Diabetes mellitus. Die Serum-Kalziumwerte lagen
bei allen
Patienten im Normbereich. Das Ausmaß der Mediasklerose konnte durch das ursprüngliche
kardiovaskuläre Risikoprofil nicht erklärt werden. Im weiteren Verlauf wurden Ausprägung
und
Komplikationen der Gefäßverkalkung durch weitere Risikofaktoren verstärkt.
Folgerung: Die sonst nur bei Hyperparathyreoidismus, Diabetes mellitus und Niereninsuffizienz
bekannte Mediasklerose scheint bei bestimmten Patienten auch mit niedrigem Risikoprofil
eine weitere Gefäßkomplikation der Vitamin-K-Antagonisten zu sein. Die Kalzifizierung
ist möglicherweise durch Hemmung verschiedener Vitamin-K-abhängiger Proteine bedingt.
Auch genetische Faktoren scheinen eine Rolle zu spielen. Dies sollte bei der Risikostratifikation
und der Therapieentscheidung berücksichtigt werden.
Abstract
Background: Vitamin K antagonists not only influence the synthesis of coagulation factors but
also the activation of other vitamin K dependent proteins. Among other possible side
effects, arterial calcification has been focused on in recent years.
History and findings: Four patients under long-term anticoagulation for more than 10 years developed medial
calcific sclerosis. In case 1 we identified an unexplained medial calcific sclerosis
on x-ray after a trauma by chance. After that we examined the ankle-brachial index
of blood pressure in all patients who had received long-term anticoagulation for more
than 10 years. Where the index exceeded 1,3 we performed a x-ray-examination of the
forefoot. Of the four described patients no one suffered from diabetes mellitus, renal
failure or hyperparathyreoidism. Serum calcium was normal in all patients. The severity
of the medial calcific sclerosis could not be explained by the initial vascular risk
factors.
Conclusion: In certain patients, even at low vascular risk, a medial calcific sclerosis can appear
under long-term anticoagulation with vitamin K antagonists. We conclude that vitamin
K antagonists inhibit several proteins which protect the vessels from calcification
leading to medial calcific sclerosis.
Schlüsselwörter
Vitamin-K-Antagonisten - Gefäßkalzifizierung - Mediasklerose
Keywords
vitamin K antagonists - arterial calcification - medial calcification