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DOI: 10.1055/s-0033-1343365
Aktuelles
Subject Editor:
Publication History
Publication Date:
04 April 2013 (online)
Zündstoff ADHS – Wirksamkeit von Ergotherapie bei ADHS umstritten
In der März-Ausgabe haben wir über das Interview mit Professor Dr. Romanos in der Main-Post berichtet (ergopraxis 3/13, S. 3). Darin meinte der Leiter der Würzburger Uniklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie: „Von der Ergotherapie wissen wir bereits, dass sie [bei ADHS] überhaupt nicht hilft, sie hat keinen Effekt.“ Anlass für das Interview gab der Barmer GEK-Report, der einen hohen Zuwachs an Kindern mit ADHS in den letzten Jahren belegte (ergopraxis 3/13, S. 11).
Bei einer optimalen Behandlung müssten nach Meinung des Würzburger Professors Kind und Eltern intensiv beraten und aufgeklärt werden. Die familiäre Situation solle berücksichtigt und die Umwelt mittherapiert werden. Zudem plädiert er für verhaltenstherapeutische Maßnahmen und eine multimodale Behandlung. Zu Ergotherapie bei ADHS merkt er an: „ Andere Länder haben sie aus dem Behandlungskatalog herausgenommen, weil sie bei ADHS nicht wirkt.“
Wir haben bei Professor Dr. Romanos nachgefragt, auf welche Untersuchungen er sich dabei stützt, da uns die Aussage doch sehr überraschte. Aber leider hat er nicht auf unsere Anfrage reagiert. Üblicherweise berücksichtigen Ergotherapeuten in ihrer Therapie bei ADHS die Umwelt und beraten beispielsweise die Eltern. Möglicherweise pauschalisierte er Ergotherapie, obwohl die Therapeuten bei Kindern mit ADHS mit den unterschiedlichsten – verhaltenstherapeutisch orientierten – Programmen wie CO-OP, Marburger Konzentrationstraining (MKT) oder Tricky Teens arbeiten.
Dass die Studienlage bei ADHS derzeit noch dürftig ist, bestätigt auch der DVE in seinem Newsletter. Das heiße aber nicht, dass Ergotherapie bei ADHS nicht helfe. Man könne lediglich keine klare Aussage zur Wirksamkeit treffen, meinte der Berufsverband.
Ergotherapeuten sollen sich durch Äußerungen wie die von Professor Dr. Romanos nicht verunsichern lassen. Auch wenn es aus wissenschaftlicher Sicht noch keine Evidenz gibt, sind erste Schritte getan. Zum Beispiel mit der Dissertation von Bettina Arasin aus dem Jahr 2009. In ihrer kontrollierten Studie mit 58 Grundschulkindern mit ADHS verbesserten sich bei den 38 Kindern, die das Ergotherapeutische Trainingsprogramm ETP erhielten, die Kernsymptomatik. Nicht zuletzt ist Ergotherapie Bestandteil der deutschen Leitlinie „ADHS bei Kindern und Jugendlichen“ der Arbeitsgemeinschaft ADHS der Kinder- und Jugendärzte e.V.: www.agadhs.de/uploads/Leitlinie2009.pdf
GS