Zusammenfassung
Es handelt sich um den Fall einer 32-jährigen Patientin, die mit dem Verdacht der
Erstmanifestation einer Erkrankung aus dem schizophrenen Formenkreis in unsere psychiatrische
Abteilung aufgenommen wurde. Im Rahmen der durchgeführten leitlinien-gerechten Diagnostik
fanden sich keine wegweisenden Befunde. Nach mehrwöchiger Therapieresistenz unter
verschiedenen Antipsychotika erfolgte eine Reevaluation der somatischen Krankheitsvorgeschichte.
Auffällig war lediglich die 10 Wochen zuvor durchgeführte Operation einer Ovarialzyste
rechts (Dermoidzyste, Teratom) mit intraoperativer Zysteneröffnung und Erhalt von
Ovar-Restgewebe bei ansonsten unauffälliger Anamnese. Aufgrund dessen erfolgte die
Bestimmung von NMDA-Rezeptor-Autoantikörpern. Die Serologie war positiv, es wurde
hierauf eine immunsupprimierende Therapie eingeleitet. Schon nach mehrtägiger Behandlung
mit Kortikoiden zeigte sich eine deutliche Besserung des klinischen Bildes. Gynäkologisch
erfolgte nach einem Ethikkonsil und dem nicht mehr vorhandenen Kinderwunsch der Patientin
die Ovariektomie links bei dort ebenfalls vorhandenen Zysten. Mit den durchgeführten
therapeutischen Maßnahmen, konnte in der Folge eine Vollremission der psychiatrischen
Symptome bei der Patientin beobachtet werden. Neurologisch blieb eine diskrete Restsymptomatik
im Sinne von lingualen Dyskinesien und dyston anmutenden Bewegungsstörungen der oberen
Extremitäten zurück.
Abstract
We describe the case of a 32-year-old woman with a suspected diagnosis of first-time
acute polymorph psychosis. After diagnostics and unsuccessful psychopharmacological
treatment with different kinds of medication, we re-evaluated the medical history
of the woman. There was only a gynaecological surgery 10 weeks before admission. The
reason was an ovarial tumour or, respectively, a dermoid cyst. We considered an anti-NMDA-receptor
encephalitis as cause for the symptoms of the patient. The blood test was positive
for NR1/NR2 antibodies. The following gynaecological re-examination showed a second
ovarian tumour on the other side (dermoid cyst, teratoma). After ovariectomy and immunosuppressant
therapy with corticosteroids, the status of the patient improved in a short time.
The psychopathological symptoms almost completely disappeared, only some mild neurological
symptoms could be observed. This case report shows an untypical anti-NMDAR encephalitis
without dominant neurological symptoms.
Schlüsselwörter
NMDAR-Enzephalitis - Psychose - NR1-/NR2-Autoantikörper
Keywords
NMDAR encephalitis - psychosis - NR1/NR2 autoantibodies