Aktuelle Ernährungsmedizin 2013; 38 - PP02
DOI: 10.1055/s-0033-1343675

Vergleich von 4 Instrumenten zur Erfassung von Mangelernährung bei Chemotherapiepatienten mit besonderem Fokus auf die Muskelkraft

J Wojzischke 1, S Marienfeld 1, J Hackenberg 1, J Bojunga 1
  • 1Medizinische Klinik 1, Ambulanz für enterale und parenterale Ernährung, Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Frankfurt am Main, Deutschland

Einleitung: Unter einer Chemotherapie haben Patienten ein erhöhtes Risiko, eine Mangelernährung (ME) zu entwickeln. Eine möglichst frühzeitige Erkennung des Risikos und die Einleitung von gezielten Maßnahmen erhöht die Erfolgsrate der Ernährungsintervention und kann somit einen Beitrag zum Therapieerfolg leisten. Zusammen mit der Erhebung von Körpergröße, Körpergewicht und Body Mass Index (BMI) gelten die Bioelektrische-Impedanz-Analyse (BIA) und das Nutritional Risk Screening (NRS) als etablierte Instrumente zur Ermittlung eines Mangelernährungsrisikos.

Ziele: In der vorliegenden Studie wurde untersucht, ob Messungen, wie die Handmuskelkraftmessung (HMK) und die Messung der Beinmuskelkraft mit dem Time Up & Go Test (TUG) Aussagen zum Mangelernährungsrisiko liefern und mit den Ergebnissen von NRS und BIA übereinstimmen.

Methoden: In die prospektive offene Beobachtungsstudie werden Patienten mit manifester Tumorerkrankung aus dem ambulanten und stationären Bereich der Urologie, Pneumologie, Gastroenterologie und Hämatologie des Klinikums eingeschlossen. Mit Chemotherapiebeginn wird alle 3 Wochen, insgesamt 7 Mal das Risiko für eine ME mittels NRS, BIA, HMK und TUG ermittelt.

Resultate: Bislang wurden 51 Patienten (34 Männer) im Alter zwischen 33 und 86 Jahren (Median: 63, IQR: 12,6) eingeschlossen. Die Frauen hatten im Median einen BMI von 23,7 kg/m2 (IQR: 3,3), die Männer von 26,5 kg/m2 (IQR: 6.1). Im NRS erzielten zu Studienbeginn 12 Patienten (23,5%) einen Punktwert über 3, 20 Patienten (39,2%) erzielten einen Punktwert zwischen 1 und 3, 19 Patienten (37,3%) erhielten 0 Punkte und hatten somit kein Risiko für eine ME. Die Probanden der drei Gruppen unterschieden sich nicht signifikant hinsichtlich Body Cell Mass (BCM), Fettgehalt, HMK, TUG und BMI. Für 11 Patienten (21,6%) wurden mittels BIA erniedrigte Werte bei der BCM ermittelt, die BCM von 40 Patienten (78,4%) lag innerhalb der Norm. In Bezug auf Fettgehalt, HMK, TUG und BMI unterschieden sich die beiden Gruppen nicht signifikant.

Schlussfolgerung: Für einen Teil der Chemotherapiepatienten wurden sowohl ein Risiko für eine ME als auch erniedrigte Werte bei Muskelmasse und Muskelkraft beobachtet. Die vier Instrumente zeigten dies jedoch nicht für die gleichen Personen. Patienten mit erniedrigter Muskelkraft hatten demnach nicht zwangsläufig ein Risiko für eine ME in NRS und BIA. Eine Auswertung der Verlaufsdaten zur Validierung der Ergebnisse wird angestrebt.

Interessenkonflikte: J. Wojzischke Förderung/Finanzielle Unterstützung durch: Fresenius Kabi Deutschland GmbH, S. Marienfeld: None Declared, J. Hackenberg: None Declared, J. Bojunga Förderung/Finanzielle Unterstützung durch: Fresenius Kabi Deutschland GmbH