Aktuelle Ernährungsmedizin 2013; 38 - PP03
DOI: 10.1055/s-0033-1343676

Veränderung in Ernährungsdiagnostik und -therapie – Resultate einer retrospektiven Dokumentenanalyse vor und nach Einführung eines Screenings

S Kurmann 1, 2, F Thilo 2, B Hürlimann 3, S Hahn 2
  • 1Klinisches Ernährungsteam, Universitätspoliklinik für Endokrinologie, Diabetologie, und Klinische Ernährung, Universitätsspital Insel
  • 2Fachbereich Gesundheit, Angewandte Forschung & Entwicklung/Dienstleistung Pflege, Berner Fachhochschule
  • 3Universitätskliniken für Thoraxchirurgie und Pneumologie, Universitätsspital Insel, Bern, Schweiz

Einleitung: Mangelernährungsscreenings (ME-S) sind in allen stationären Einrichtungen empfohlen1. In der Literatur ist kaum beschrieben, welche Veränderungen in Ernährungsdiagnostik und -therapie sich für Patienten daraus ergeben.

Ziele: Ziel der Studie war es, die wichtigsten Veränderungen in Ernährungsdiagnostik und -therapie aufgrund der Einführung eines ME-S zu erfassen.

Methoden: Die Studie wurde in zwei Kliniken eines Schweizer Universitätsspitals durchgeführt. Dazu wurden die Patientenakten der ersten 14 Hospitalisationstage von 103 Patienten Pretest und von 102 Patienten Posttest retrospektiv analysiert. Der Klinische Prozess des Nutritional Risk Screening 2002 (NRS-2002) ist in Abbildung 1 ersichtlich. Der Besuch der Schulungsveranstaltung für Ärzte und Pflege war nicht obligatorisch. Vergleiche zwischen Pre- und Posttest und Variablenkombinationen wurden bei nominalen Daten mit Chi2, ansonsten Chi2 Exact oder Mann-Whitney U-Test getestet. Die Datenauswertung erfolgte mit SPSS Version 20.0. Das Signifikanzniveau wurde auf p < 0.05 festgelegt.

Resultate: Im Posttest wurde das ME-S signifikant häufiger (p<.0001, Chi2), jedoch bei Eintritt wie auch nach 1 Woche nur in 50% der Fälle bei positivem Vorscreening entsprechend des klinischen Prozesses durchgeführt. Ernährungsprotokolle wurden in 68% und die Mengenerfassungen mit dem Tellermodell in 98% der Fälle nach Vorgabe erfasst. Die Pflegediagnose „Risiko einer unausgeglichenen Ernährung“ wurde Posttest häufiger (p =.004, Chi2) gestellt und die Vorgaben in 78% eingehalten. Die Ernährungsberatung (ERB) wurde Posttest nicht häufiger und bei 33% der vorgesehenen Fälle beigezogen. 58% der Risikopatienten erhielten Trinknahrung (TN) oder energiereiche Zwischenmahlzeiten. Die TN wurde im Posttest zum gleichen Zeitpunkt implementiert. Vollständig korrekt nach Prozess vorgegangen wurde bei 11% der Patienten.

Abb. 1: Klinischer Prozess NRS-2002. Mangelernährungs-Screening auf den Universitätskliniken für Pneumologie und Thoraxchirurgie

Schlussfolgerung: Durch die Einführung des ME-S konnten positive Resultate im Bereich der Diagnostik erzielt werden. Im Interventionsbereich besteht weiterhin großes Optimierungspotenzial. Es wird empfohlen die Schulungen obligatorisch durchzuführen und inhaltlich stärker auf die Interventionen zu fokussieren. Die Einbindung der Ernährungsberatung sollte gefördert und ausgebaut werden.

Referenzen: 1 Keller, U. et al. Mangelernährung im Spital. Stellungnahme einer Expertengruppe des

Europarates und Empfehlungen der Eidgenössischen Ernährungskommission. BAG

Bern 2006.

Interessenkonflikte: Keine