Aktuelle Ernährungsmedizin 2013; 38 - PP08
DOI: 10.1055/s-0033-1343681

Mangelernährung ist bei geriatrischen Patienten mit Hüftfraktur mit funktionellen Einschränkungen assoziiert

S Goisser 1, E Schrader 1, K Purucker 1, K Singler 1, 2, 3, R Biber 3, HJ Bail 3, C Sieber 1, D Volkert 1
  • 1Institut für Biomedizin des Alterns, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
  • 2Medizinische Klinik – Geriatrie
  • 3Klinik für Unfall- und Orthopädische Chirurgie, Klinikum Nürnberg, Nürnberg, Deutschland

Einleitung: Hüftfrakturen im Alter führen häufig zu schweren Einschränkungen der Funktionalität. Bei geriatrischen Patienten liegt sehr oft eine altersbedingte Mangelernährung (ME) oder ein Risiko für ME (RME) vor.

Ziele: Charakterisierung des Ernährungszustands geriatrischer Patienten mit Hüftfraktur und Untersuchung von Zusammenhängen mit dem funktionellen Zustand und dessen Rehabilitation im Krankenhaus (KH) und danach.

Methoden: Bei 97 Patienten mit Hüftfraktur (79% weiblich, 84 ± 5 Jahre) wurde in dieser explorativen Querschnittsstudie der Ernährungszustand vor Fraktur mittels Mini Nutritional Assessment (MNA) eingeschätzt (normal ernährt, NE: ≥24 Punkte (P); RME: 17 – 23,5 P; ME: < 17 P). Die Funktionalität wurde retrospektiv für den Zustand vor Fraktur sowie nach sechs Monaten mit dem Barthel-Index (Selbständigkeit bei Aktivitäten des täglichen Lebens (ATL): 100 P = maximale Selbstständigkeit) und durch den Gebrauch von Hilfsmitteln zur Fortbewegung sowie über die Mobilisierung im KH erfasst. Die Funktionalität wurde in Abhängigkeit vom Ernährungszustand dargestellt und Unterschiede zwischen den Gruppen mittels X2-Test bzw. Kruskal-Wallis-Test auf Signifikanz geprüft.

Resultate: Laut MNA waren 45% (n = 44) der Teilnehmer vor der Fraktur normal ernährt, bei 38% (n = 37) lag ein Risiko für ME vor und bei 17% (n = 16) ME. Personen mit ME/RME waren vor der Fraktur signifikant weniger selbstständig bei den ATL (Barthel-Index [MW ± SD]: NE 92 ± 10 P, RME 72 ± 23 P, ME 64 ± 26 P; p < 0,001) und benötigten signifikant häufiger Hilfsmittel (NE 46%, RME 68%, ME 75%; p < 0,05). Bei diesen Patienten war auch im KH die Mobilisierung mit Hilfspersonen (NE 98%, RME 70%, ME 81%; p < 0,01) und die selbstständige Mobilisierung seltener möglich (NE 21%, RME 5%, ME 6%; n.s.). Nach sechs Monaten waren fast alle Teilnehmer auf Hilfsmittel angewiesen (NE 89%, RME 84%, ME 100%; n.s.) und in allen Gruppen wurde der Grad der Selbstständigkeit vor Fraktur nicht wieder erreicht. Vor der Fraktur normal ernährte Personen waren signifikant selbstständiger bei den ATL (Barthel-Index: NE 77 ± 26 P, RME 52 ± 34 P, ME 45 ± 25 P; p < 0,001) und signifikant seltener bettlägerig (NE 7%, RME 30%, ME 25%; p < 0,05).

Schlussfolgerung: Bei über 50% der geriatrischen Patienten mit Hüftfraktur liegt laut MNA vor der Fraktur eine Mangelernährung oder ein Risiko dafür vor. Diese Personen sind vor der Fraktur und ein halbes Jahr danach häufiger funktionell eingeschränkt und machen geringere Fortschritte bei der Mobilisierung im KH als Personen, die vor der Hüftfraktur normal ernährt waren.

Interessenkonflikte: Keine