Aktuelle Ernährungsmedizin 2013; 38 - PP16
DOI: 10.1055/s-0033-1343689

Häufigkeit der Einnahme von Nahrungsergänzungsmittel bei Tumorpatienten

M Freudenreich 1, L Otten 1, N Stobäus 1, S Paffhausen 1, K Norman 1
  • 1Dept. of Gastroenterology, Charité University Medicine Berlin, Berlin, Deutschland

Einleitung: Der Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln bei onkologischen Patienten ist umstritten. In Deutschland ist über die Prävalenz der Einnahme von solchen Mitteln bei Tumorpatienten wenig bekannt.

Ziele: Wir untersuchten die Häufigkeit der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln bei onkologischen Patienten in einer prospektiven Studie.

Methoden: 405 Patienten (189 männlich) mit unterschiedlichen Tumordiagnosen wurden in einer Interimsanalyse evaluiert. Die Prävalenz der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) sowie Art, Grund und Einstellung wurden mithilfe eines Fragebogens erfasst. Weitere Informationen zu Diagnose, Therapie, Bildungsstatus, Lebensweise und Raucherstatus wurden erhoben.

Resultate: 42,2% der Patienten nahmen insgesamt NEM zu sich, wovon 45,9% erst nach der Krebsdiagnose mit der Einnahme begannen. Während Frauen tendenziell häufiger NEM zu sich nahmen, begannen Männer signifikant häufiger erst nach der Krebsdiagnose mit der Einnahme. 41,8% der befragten Patienten lehnten eine Einnahme von NEM kategorisch ab, da sie von einer ausreichenden Versorgung durch die Ernährung ausgehen, 43,7% jedoch befürworteten eine Einnahme bei einem erhöhten Bedarf oder spezifischem Mangel. Bezüglich der Art von NEM konsumierten 37,9% besondere Teesorten, 24,3% angereicherte oder spezifische Säfte, 22,2% Multivitamine, 20,8% pflanzliche Supplemente oder Heilmittel, 13,0% Selen, 10,8% Vitamine des B-Komplexes, 10,2% Präparate zur Stärkung des Immunsystems, 10,2% Vitamin C, 10,3% Zink, 9,3% Omega-3-Fettsäuren, 8,3% Eisen und 3,8% Vitamin E. Die Hauptgründe für die Einnahme von NEM umfassten eine Verbesserung der Immunabwehr (46,3%), das Verhindern einer Unterernährung (31,4%), die Behandlung der Tumorerkrankung (27,7%) sowie eine Verbesserung der Lebensqualität (26,6%). 52,8% der Patienten berichteten des Weiteren von einer Änderung des Ernährungsverhaltens seit der Krebsdiagnose. Davon gaben 40,1% an, sich gesünder zu ernähren; lediglich 2,7% der Patienten folgten jedoch einer spezifischen Krebsdiät. Alleinwohnende Patienten änderten häufiger ihr Ernährungsverhalten als in Gemeinschaft lebende Patienten.

Schlussfolgerung: Fast die Hälfte der befragten onkologischen Patienten nahmen regelmäßig NEM ein. Die Einnahme sollte stets geprüft werden, um mögliche Interaktionen, Mängel bzw. Überdosierungen zu vermeiden.

Interessenkonflikte: Keine