Aktuelle Ernährungsmedizin 2013; 38 - PP34
DOI: 10.1055/s-0033-1343707

Der ernährungstherapeutische Prozess: Fachdidaktik und Professionsentwicklung zugleich

A Räss-Hunziker 1, S Jent 1, A Müller 1, I Zimmermann 1, L Pollard 1, P Jacobs 1, N Scura 1
  • 1Studiengang Ernährung und Diätetik, Berner Fachhochschule, Bern, Schweiz

Einleitung: Studierende im Bachelorstudiengang Ernährung und Diätetik (EuD) erwerben Kompetenzen in der klinischen Arbeit (KA). Es fehlt ein Prozessmodell, welches auf die Bedürfnisse der Schweiz (CH) zugeschnitten ist und die Komplexität angemessen abbildet. Der professionsinterner Fachsprachen-Konsens ist noch ausstehend. Nach Pantucek (2009, S. 57) führt dies dazu, dass „die Profession als Profession nicht funktioniert, weil es ihr nicht einmal gelingt, ihre eigenen grundlegenden Arbeitsformen differenziert mit Namen zu versehen (...).“ Aus didaktischer Perspektive ist es für Studierende gemäss Dubs (2009, S. 223) essentiel, strukturelles Wissen aufzubauen. Visuell präsentierte Informationen erleichtern dies (Dubs, 2009, S. 224). Die Entwicklung eines Prozessmodells unterstützt daher Fachdidaktik und Professionsidentifikation.

Ziele:

  • Die Entwicklung eines fachdidaktischen Prozessmodells

  • Abbildung der Komplexität und CH-spezifisch

  • Integration von Beratungsverständnis und einer Fachterminologie

Methoden: Literatursuche zu z.B. Prozessmodellen, Professionsentwicklung usw. Grundlagen von Berufsverbänden (ERB sowie nahe Professionen wie z.B. Pflege, Ergotherapie, Sozialarbeit) in Europa und International erfasst. Datenauswertung durch ein Expertengremium im Studiengangs EuD. Konsensentwicklung und Erstellung eines Prozessmodells, dem Ernährungstherapeutischen Prozess (ETP). 2009 Lehreinsatz des ETP. 2011 Evaluation mittels Fragebogen und Fokusgruppe als Bachelorarbeit (BA). 2012 Modell-Überarbeitung und Integration neuer Literatur (Abb. 1).

Resultate: Das ETP-Modell wird durch Studierenden in Lehre und Praxis angewendet. Der ETP ist im gesamten Curriculum und in Kompetenznachweisen integriert. Studierende nutzen das Prozessmodell selbstständig und übertragen es auf neue Situationen. Sie wenden die vermittelte Fachterminologie an.

Schlussfolgerung: Die Umsetzung von ernährungstherapeutischen Diagnosen, Zielen und Interventionen zusammen mit dem Patienten wird neuen Erkenntnissen aus der Motivationspsycholgie (vgl. Storch, 2009 und Barry und Edgman-Levitan 2012) deutlich besser gerecht als vergleichbare Modelle z.B. aus der USA. Die freie Formulierung von ernährungstherapeutischen Diagnosen stärkt das Professionsverständnis und erlaubt ein spezifisches Verlaufsmonitoring. Dieses fördert u.a. die therapeutische Eigenständigkeit.

Referenzen: [1] Pantucek, P. (2009). Soziale Diagnostik. Verfahren für die Praxis Sozialer Arbeit. Böhlau: Wien, Köln, Weimar.

[2] Dubs, R. (2009): Lehrerverhalten. (2.überarbeitete Aufl.) Zürich: skv

Interessenkonflikte: Keine