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DOI: 10.1055/s-0033-1345085
Virusinfektionen und Hygiene
Publication History
Publication Date:
15 April 2013 (online)
Es gibt offensichtlich 2 Themen auf dieser Welt, bei denen ein jeder glaubt, mitreden zu können. Dies sind nach meiner Erfahrung die Themen „Liebe“ und „Hygiene“. Zugegeben: Das Leben selbst liefert genügend Gelegenheiten, um jedermann Mitsprache beim ersten Thema zu ermöglichen; aber mit dem zweiten ist das eine völlig andere Sache.
Hygiene ist die komplexe Wissenschaft von der Gesunderhaltung des Menschen und bedurfte der Patenschaft einer Göttin. Hygiene kümmert sich vielfach um kleine Dinge, doch oft mit großer Wirkung. Ein Beispiel sind Spendersysteme für Feuchttücherdosen zur Flächendesinfektion: Man erhält sie heute in größeren Gebinden als früher. Geleerte Spendereimer werden erneut befüllt, manchmal mit zuvor von Hand getränkten Tüchern. Dies sind schöne, sichere, zweckmäßige und praktische Systeme – wenn man als Anwender einige Grundregeln im Umgang mit ihnen beachtet. Doch wehe, wenn man diese Regeln nicht beherrscht – dann besteht die Gefahr, große Fehler zu begehen. Einen Eindruck von dem, was passieren kann, gibt uns der Beitrag von Gaida et al. in dieser Ausgabe der Dialyse aktuell. Der beabsichtigte Zweck verkehrt sich in sein Gegenteil und das Desinfektionstuch wird zur Keimquelle.
Unser Umfeld unterliegt einem rapiden Wandel. Ein Wischtuch, welches früher vielleicht aus einfachem Fasermaterial bestand, wird heute aus Mikrofasern gewebt – mit Einzelfasern, deren Durchmesser weniger als 1/100 desjenigen eines menschlichen Haares ausmachen. Und – als ob dies noch nicht genügen würde – wird die Faser noch „gespliced“, das heißt mehrfach aufgeschlitzt, was die innere Oberfläche einer solchen Faser beträchtlich vergrößert. Und solche Fasern erzielen Erstaunliches, auch bei der Desinfektion. Es lauern aber auch Gefahren, und das hier vorgestellte Problem einer Verkeimung von Desinfektionsutensilien ist nicht neu. Die Art und Weise, wie es bei solchen Spendersystemen auftreten kann, aber schon.
Mit wie vielen Kompromissen wir auch in der Hygiene leben bzw. zu leben gezwungen sind, zeigt dagegen der Beitrag über viruzide Flächendesinfektionsmittel. Den wenigsten Anwendern dürfte bewusst sein, dass man Desinfektionsmittel lange Zeit mit erheblichen Kompromissen in der Praxis angewendet hat. Erst die Einführung eines neuen Prüfverfahrens hat hier eine Lücke geschlossen. Wer allerdings noch auf einem alten Stand verharrt, der läuft Gefahr, seine Desinfektionsverfahren nicht adäquat anzuwenden – dies ist angesichts von HIV sowie HBV und HCV gerade in der Dialyse eine beunruhigende Vorstellung.
Allgemeine und ältere Empfehlungen zur Hygiene in der Dialyse gibt es zwar viele – aktuelle Vorschläge sind dagegen rarer. Umso mehr sollte der Beitrag von Werner et al. Beachtung finden, der den vorläufig letzten Stand, vor allem im Hinblick auf notwendige Kontrollen, resümiert.
Wasser ist in der Dialyse immer von zentraler Bedeutung – und damit auch die Aufbereitungsverfahren von Wasser. So rundet das Thema „Umkehrosmose“ die hier vorliegende Ausgabe ab. Neben einer Einführung in die Technik werden deshalb auch der Reinigung und Desinfektion dieser Anlagen einige Gedanken gewidmet.