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DOI: 10.1055/s-0033-1345281
Ra whanau koa
Subject Editor:
Publication History
Publication Date:
24 April 2013 (online)

Schöne Erfahrungen will ich am liebsten festhalten, den Moment ewig dauern lassen. Schmerzhaftes soll schnell vorbeigehen. Keine Sekunde länger, bitte! Zeit ist allgemeingültig, exakt zu messen und doch individuell, organisch fast. Zeigt sie mir doch immer wieder das Gesicht, welches ich gerade nicht sehen will. Dass der Begriff Zeit in Zeitung steckt und auch in jeder Zeitschrift, ist mir erst seit kurzem bewusst. „Die Zeitung von heute ist morgen schon von gestern“, heißt es. Ja, und eine Zeitschrift? Wie schnell wird die „alt“?
Bei der medizinischen Fachliteratur wird Zeit schnell zum K.o.-Kriterium. Eine Studie aus dem letzten Jahrtausend taugt gerade noch zur „Soft-Evidenz“. Ein Spine-Journal aus dem Jahr 2000 weckt in mir nostalgische Gefühle. Als Referenz für einen Vortrag würde ich es nicht bemühen. Peer-Review-Journale wackeln mittlerweile auf atrophierten Beinen durch die Fachwelt. Das Misstrauen gegenüber einzelnen wissenschaftlichen Studien ist groß, und an den klinisch Tätigen gehen die trockenen Fachartikel sowieso vorbei. Magazin-Zeitschriften bewirken sicher mehr, wenn es um Änderungen im Alltag geht.
Kliniker erreichen, Alltagstauglichkeit der Evidenz beleuchten, Berufsstand weiterbringen! Das tun Fachzeitschriften wie physiopraxis.
Zeitreise in den April 2003: Ausgabe 1 von physiopraxis. Ein journalistisches Windelkind? Mitnichten! Ich lese damals Themen, die mich heute bewegen:
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> Patellofemorales Schmerzsyndrom: In Neuseeland diskutierte ich mit Kollegen aus Kanada und England, was wir mit dieser Pseudodiagnose anfangen sollen.
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> Dokumentation in der Klinik: In physiopraxis 2/2013 habe ich gerade einen Artikel zum Therapiebericht veröffentlicht.
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> Bachelor in der Physiotherapie – Akademisierung: damals bisschen exotisch. Heute: auf der Überholspur.
Ich mag das Zeitverständnis der Maori, der Ureinwohner von Neuseeland. Zeit ist da nicht linear. Die Vergangenheit ist immer da – eins mit der Gegenwart. „Gestern“ ist nicht alt, sondern Teil von heute und morgen. Ra whanau koa physiopraxis – Alles Gute zum Geburtstag“ in der Sprache der Maori.
Georg Supp