Diabetes aktuell 2013; 11(4): 143
DOI: 10.1055/s-0033-1347091
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Zweitausendachthundertfünfzig

Antje Bergmann
,
Peter E. H Schwarz
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Publication Date:
09 July 2013 (online)

2850 € pro Patient und Jahr (Angaben AOK, persönliches Gespräch) betragen die zusätzlichen direkten medizinischen Kosten für einen adipösen Versicherten im Vergleich zu einem nicht adipösen bei gleicher Morbidität. Die Adipositas ist somit eine der bedeutendsten Erkrankungen der modernen Zivilisation und der entwickelten Industrienationen und damit logische Folge der Veränderung unseres Lebensstils. Adipositas tritt jedoch nicht nur in den Industrienationen auf, auch in wenig oder unterentwickelten Ländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas spielt der zunehmende Anteil Übergewichtiger eine immer größere Rolle mit allen Konsequenzen und Folgeschäden. Nehmen wir heute Adipositas anders oder vermehrt wahr, da sogenannte Schönheitsideale in der Jetztzeit gegenteilig sind, da bei Castingshows und Modelwettbewerben ein BMI über 20 als problematisch eingestuft wird und Schlanksein mit Attraktivität und Erfolg gleichgesetzt wird? In der eigenen Geschichte nur wenige hundert Jahre zurück galt es als anziehend und erstrebenswert, eine gewisse Körperfülle zu haben, wenn wir an Rubensgemälde des 16. Jahrhunderts erinnern. Es ist aber nicht nur ein Wandel im Schönheitsideal zu verzeichnen – vielmehr sind es die medizinischen Folgeerkrankungen bei einer insgesamt verlängerten Lebenserwartung, die zur Besorgnis mahnen. Die Lebenserwartung Adipöser ist verringert.

Deshalb ist es wichtig, Therapien, Risikostratifizierungsstrategien und Vorsorgemaßnahmen zu und die gesellschaftliche Herausforderung anzunehmen, Lebensstilinterventionen, Prävention und ähnliches als eine wichtige Aufgabe zu begreifen und anzugehen.

Frau Reimann, Universität Leipzig, beschreibt in ihrem Artikel Strategien zum Adipositasmanagement im Kindes-und Jugendalter, mit dem Schwerpunkt Prävention, Diagnostik und Therapie. Ihr Fazit: „Wir brauchen mehr interdisziplinäre und familienbasierte Interventionskonzepte und vor allem die entsprechenden randomisierten klinischen Studien an ausreichend großen Patientenzahlen, die die Wirksamkeit dieser belegen.“

Prof. Hanefeld berichtet über neue Aspekte einer modernen Fettstoffwechseltherapie bei Patienten mit Diabetes mellitus. Auf der diesjährigen DDG Tagung gab es eine Pro- und Contra-Diskussion darüber, ob die Blutzuckersenkung oder die Lipidtherapie für den Diabetiker wichtiger ist. Die Lipidtherapie, insbesondere mit Statinen, bleibt evidenzbasierter und integraler Bestandteil einer multimodalen Lipidtherapie zur Behandlung des metabolischen Syndroms.

Herr Lippmann schildert anschließend ein „Hot Topic“ in der Diabetestherapie – die bariatrische Chirurgie. Diese häufig auch als metabolische Chirurgie bezeichnete Therapieoption erlebt im Moment einen immensen Aufschwung. In manchen Ländern ist die bariatrische Chirurgie das Verfahren, welches in den letzten Jahren die stärksten Zuwächse erlebt hat und weiter erleben wird – so meinen Experten. Über die verschiedenen OP-Verfahren, deren Ergebnisse und Risiken wird in diesem Beitrag berichtet.

Den Abschluss bildet die Arbeit von Prof. Schumm-Draeger. Sie erläutert aktuelle Entwicklungen in der Therapie des Typ-2-Diabetes. Ein effektives Diabetesmanagement bedarf einer frühzeitigen und raschen Therapieintensivierung, orientiert an den individuell festgelegten und an das Risikoprofil der zu behandelnden Patienten angepassten Behandlungszeiten.

Wir hoffen, dass dieses Themenheft einige interessante Neuigkeiten für Sie bereithält und sind wie immer an Kommentaren und Kritik ihrerseits interessiert. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen und in den nächsten Wochen und Monaten eine erholsame Urlaubszeit. Wir freuen uns, Ihnen im August dann unsere nächste Ausgabe von Diabetes aktuell präsentieren zu dürfen.

Ihre Antje Bergmann und Peter Schwarz