Z Gastroenterol 2013; 51 - A69
DOI: 10.1055/s-0033-1347444

Qualitätssicherung in der Diagnostik des Hereditären Nicht-Polypösen Kolorektalen Karzinoms (HNPCC)

E Waldmann 1, M Ferlitsch 1, N Binder 2, F Sellner 3, J Karner 3, B Heinisch 1, M Klimpfinger 2, M Trauner 1
  • 1Medizinische Universität Wien, Innere Medizin III, Gastroenterologie und Hepatologie, Vienna, Austria
  • 2SMZ Süd, Kaiser-Franz-Josef-Spital, Pathologisch-bakteriologisches Institut, Vienna, Austria
  • 3SMZ Süd, Kaiser-Franz-Josef-Spital, Abteilung für Chirurgie, Vienna, Austria

Einleitung: Das Hereditäre Nicht-Polypöse Kolorektale Karzinom (HNPCC) oder Lynch Syndrom ist die häufigste erbliche Form des kolorektalen Karzinoms, in 90% der Fälle bedingt durch einen Defekt der Mismatchrepair Proteine MLH1, MSH2, MSH6 und PMS2. Derzeit basiert die Diagnostik auf auf klinisch anamnestischen und histologischen Kriterien (Amsterdam Kriterien (AC), Bethesda Guidelines (BG) und revidierte Bethesda Guidelines (rBG)).

Methodik: Diese retrospektive Kohortenstudie umfasste eine konsekutive Serie von 307 Patienten, die zwischen Jänner 2008 und März 2011 aufgrund eines kolorektalen Karzinoms im SMZ-Süd, Kaiser-Franz-Josef Spial operiert wurden. Alle Gewebsproben wurden immunchistochemisch untersucht, um einen möglichen Defekt der Mismatchrepair Gene MLH1, MSH2, MSH6 und PMS2 zu finden. Ziel war ein Vergleich der Aussagekraft klinischer Parameter mit den Ergebnissen systematischer immunhistochemischen Untersuchungen der Operationspräparate.

Ergebnis: Insgesamt wurden 308 Tumoren (ein Patient hatte 2 synchrone Tumoren) in die Studie eingeschlossen. 32 (10,4%) der 308 untersuchten Tumoren zeigten immunhistochemisch einen Hinweis auf HNPCC, bei 18 dieser 32 war es möglich, eine Familienanamese zu erheben. Von diesen 18 Patienten erfüllten 2 (11,1%) die Amsterdam Kriterien, 5 (27,8%) die Bethesda und 6 (33,3%) die reverdierten Bethesda Guidelines. Patienten mit MSH2 Defekten erfüllten eher klinische Kriterien (50% AC, 50% BG, 75% rBG) als jene mit MLH1 Defekten (0% AC, 21% BG, 21% rBG). Mismatchrepair defiziente Tumoren traten häufiger bei Frauen und im rechtsseitigen Kolon auf. Obwohl der MMR Status keinen Einfluss auf das Erkrankungsalter hatte, waren MSH2 defiziente Patienten signifikant jünger als MLH1 defiziente.

Diskussion: Die Ergebisse zeigen, dass immunhistochemische Tests klinischen Kriterien für die Diagnostik des HNPCC deutlich überlegen sind. Wir schließen daraus, dass systematische immunhistochemische Tests mit anschließender Testung auf Mikrosatelliteninstabilität dazu geeignet sind, Patienten zu identifizieren, deren Diagnose eines kolorektalen Karzinoms auf möglicherweise vererbte Defekte des Mismatchrepair Systems zurückzuführen ist. Die Diagnostik des HNPCC ist essentiell für adequates Screening, Therapie und Prognose eines Patienten sowie dessen Angehöriger.