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DOI: 10.1055/s-0033-1347956
Leserbrief zu: neuroreha 2013; 1: Schwerpunkt CIP
Publication History
Publication Date:
12 June 2013 (online)
Sehr geehrtes neuroreha-Thieme-Team!
Endlich! Endlich wird über die Critical-Illness-Polyneuropathie in einer deutschen therapeutischen Fachzeitung berichtet, und dann auch noch sehr ausführlich. Ich freue mich sehr darüber, und zwar aus zweierlei Gründen:
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Es ist mir nicht bekannt, dass dieses Krankheitsbild und seine Therapie (auch die therapeutische Seite) in dieser Vollständigkeit in der aktuellen deutschen Literatur/Büchern zu finden sind. Als Physiotherapeutin und Lehrerin in der theoretischen und praktischen Ausbildung von Physiotherapieschülern und -studenten bin ich regelmäßig auf diversen Intensivstationen im Einsatz. Meiner Erfahrung nach verfügen die Kollegen auf den Intensivstationen über großes Fachwissen bezüglich der fachlichen Schwerpunkte (Neurochirurgie, Kardiochirurgie, Innere Intensiv etc.). Mit der CIP/CIM sind die Kollegen leider nicht wirklich vertraut, solange es sich nicht um eine neurologische Intensivstation handelt. Deshalb freue ich mich, dass es jetzt für alle möglich geworden ist, kompakt und umfassend über die CIP nachzulesen.
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Der zweite Punkt, warum ich begeistert über die Artikelserie bin, ist meine persönliche Erfahrung. Anfang 2010 erkrankte meine Mutter an einer Legionellensepsis, in deren Verlauf sie unter anderem auch eine Critical-Illness-Polyneuropathie entwickelte. Während ihrer Akutphase und Rehaphase wurde sie in diversen Kliniken auf verschiedensten Stationen betreut. Die Komplexität ihrer Erkrankung inklusive aller Komplikationen forderte alle Beteiligten stark. Erfreulicherweise arbeiteten die Berufsgruppen hervorragend zusammen. Die Legionellen-Pneumoniesepsis und die anschließenden internistischen Komplikationen waren für Ärzte, Pflegende und Therapeuten einfach einzuordnen und zu therapieren.
Die Critical-Illness-Polyneuropathie dagegen war als Nebendiagnose zwar registriert, im Krankenhausalltag aber nicht wirklich vorgesehen. So waren viele Pflege- und Therapiekräfte mit den schlaffen Lähmungen meiner Mutter überfordert (sie konnte zunächst nur den rechten Unterarm und den Kopf aktiv bewegen). Als sie in eine neurologische Rehaklinik verlegt wurde, konnte meine Mutter ihre motorischen Funktionen zunehmend wiedererlangen und – hurra! – im Herbst 2010 wieder Auto fahren und ihr Leben wieder selber in die Hand nehmen.
Abschließend noch eine Bitte: Wäre es möglich, zur Ergänzung der CIP noch etwas zum akuten organischen Psychosyndrom (OPS) („Durchgangssyndrom“) zu veröffentlichen? Auch in Bezug auf den Umgang und die Kommunikation mit den Patienten in der Therapie (und der Pflege)?
Viele Grüße aus Günzburg
Barbara Aigner