Dtsch Med Wochenschr 2013; 138(42): 2143-2145
DOI: 10.1055/s-0033-1349550
Kasuistik | Case report
Pharmakotherapie, Pädiatrie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wie sicher sind Dimenhydrinat-Suppositorien?

Krampfanfälle nach akzidenteller ÜberdosierungHow safe are dimenhydrinate suppositories?Seizures after accidental overdosage
M. K. Bernhard
1   Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche, Leipzig
,
U. Mütze
1   Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche, Leipzig
,
S. Syrbe
1   Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche, Leipzig
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Publikationsverlauf

01. November 2011

20. Juni 2013

Publikationsdatum:
08. Oktober 2013 (online)

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Zusammenfassung

Anamnese: Ein 13 Monate altes Mädchen erlitt innerhalb von 9 Stunden drei mehrminütige, generalisiert tonisch-klonische Anfälle. Das Kind hatte an den beiden Vortagen aufgrund einer Enteritis mit Erbrechen insgesamt 5 Dimenhydrinat-haltige Zäpfchen à 40 mg erhalten (entsprechend 23 mg Dimenhydrinat/kg KG). Der erste Anfall trat 10 Stunden nach der letzten Gabe auf.

Untersuchungen: Der Plasmaspiegel von Diphenhydramin lag eine Stunde nach dem ersten Anfall bei 230 µg/l. Im EEG waren keine Hinweise auf erhöhte Anfallsbereitschaft zu sehen, ein MRT des Schädels war bis auf kleine Marklager-Gliosen unauffällig, die Körpertemperatur war normal.

Therapie und Verlauf: Die beiden stationär stattfindenden Anfälle wurden mit je 5 mg Diazepam rektal gestoppt. Die weitere Überwachung und ein zwei Tage später abgeleitetes EEG zeigte einen altersgemäßen Normalbefund. In den nachfolgenden 4 Jahren traten keine erneuten Anfallsereignisse mehr auf.

Folgerung: Bei Säuglingen und Kleinkindern besteht die Gefahr einer Dimenhydrinat-Überdosierung, wenn Zäpfchen aufgrund von intermittierendem Stuhlgang wiederholt gegeben werden.

Abstract

History: A 13-month-old girl suffered from 3 generalized tonic-clonic seizures for several minutes within a total period of 9 hours. History revealed that the child received a total of 5 dimenhydrinate containing suppositories à 40 mg during the previous 2 days (i. e. 23 mg dimenhydrinate per kg body weight) due to enteritis with vomiting. The first seizure occurred 10 hours after the last administration.

Investigations: The plasma level of diphenhydramin was 230 µg/l approximately one hour after the first seizure. Electroencephalography showed no pathological signs, an MRI scan of the brain was normal except of several small gliotic spots and body temperature was regularly.

Treatment and course: Two stationary occurring seizures were stopped with 5 mg diazepam rectally. Continued surveillance and an EEG two days later showed age-appropriate normal findings. There were no further seizures in the next 4 years.

Conclusion: Infants have the risk to develop dimenhydrinate intoxication, especially in cases where suppositories were given repeatedly because of intermittent defecation.