Psychiatr Prax 2014; 41(01): 13-14
DOI: 10.1055/s-0033-1349616
Debatte: Pro & Kontra
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Psychiater in Facharzt für psychische Erkrankungen oder für psychosoziale Medizin umbenennen – Kontra

Rename Psychiatrist as Specialist for Mental Diseases or as Specialist for Psychosocial Medicine – Contra
Manfred Wolfersdorf
Bezirkskrankenhaus Bayreuth/Bezirksklinik Hochstadt
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
14. Januar 2014 (online)

Kontra

Nein, wir brauchen keine Umbenennung des psychiatrischen Facharztes „Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie“. Warum denn ändern? Da haben wir nun seit knapp über 200 Jahren [1] [2] [3] eine adäquate Bezeichnung dessen, was wir tun, nämlich „Psychiaterie“, eine Wortschöpfung des Visionärs Johann Christian Reil (1759 – 1813) aus den griechischen Wörtern „psyche“ für Seele und „iatro’s“ für Arzt, welche die Beziehung zwischen ärztlich-medizinischem Handeln und der psychischen Situation und Problematik eines zu behandelnden Patienten anspricht. Maneros [3] weist auf Reils „Rhapsodieen“ [4] von 1803 hin, wo, im Sinne einer Antistigmakampagne, nach der Einführung der Bezeichnung „Psychiatrie“ die „Irrenhäuser“ eine neue Benennung wie „Hospital für psychische Kurmethode“ bekommen und Psychiater nur bestens ausgebildete Ärzte werden sollten.

 
  • Literatur

  • 1 Reil JC. Ueber den Begriff Medicin und ihre Verzweigungen, besonders in Beziehung auf die Berichtigung der Topik der Psychiaterie. Halle: 1808
  • 2 Marneros A, Pillmann F. Das Wort Psychiatrie wurde in Halle geboren. Von den Anfängen der deutschen Psychiatrie. Halle: Fliegenkopf; 2004
  • 3 Maneros A. Die Geburtsstunde der psychiatrischen Wissenschaft und Heilkunde in Deutschland. Die Psychiatrie 2004; 1: 1-8
  • 4 Reil JC. Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle: 1803
  • 5 Aas N. „Es ist ausgemacht, dass sich zur Heilung der Wahnsinnigen ungleich mehr beitragen lässt, als bisher in dem Baireuther Irrenhause und in noch vielen anderen ähnlichen Instituten geschehen ist.“ Vom Irrenhaus zur Irren-Heilanstalt St. Georgen (1788-1810). In: Wolfersdorf M, Ettle M, Moos M, Purucker M, Hrsg. Psychiatrie in Bayreuth. Regensburg: Roderer; 2005: 35-70
  • 6 Wolfersdorf M. 200 Jahre „Psychische Heilanstalt“ Bayreuth. Anmerkungen zur Entwicklung der klinischen Psychiatrie und Psychotherapie in Bayreuth. In: Wolfersdorf M, Ettle M, Moos M, Purucker M, Hrsg. Psychiatrie in Bayreuth. Regensburg: Roderer; 2005: 9-34
  • 7 Steinberg H. Johann Christian August Heinroth (1773–1743) – der erste Lehrstuhlinhaber für Psychiatrie und sein Krankheitskonzept. In: Angermeyer MC, Steinberg H, Hrsg. 200 Jahre Psychiatrie an der Universität Leipzig. Personen und Konzepte. Heidelberg: Springer Medizinverlag; 2005: 1-80
  • 8 Kind H. Psychotherapie. In: Müller Chr, Hrsg. Lexikon der Psychiatrie. 2.. Auflage. Berlin, Heidelberg, New York: Springer-Verlag; 1986: 568-571
  • 9 Haisch E. Irrenpflege in alter Zeit. CIBA-Zeitschrift 1959; 95: 3142-3171, insb. S. 3143