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DOI: 10.1055/s-0033-1351463
Primär- und Sekundärprävention von Tabak- und Alkoholkonsum bei Kindern (PriSeTA-Studie). Sozial-erwünschtes Antwortverhalten bei Tabakrauchexpositionen
Einleitung: Bei der Untersuchung von Verhalten, Einstellungen und Prävalenzraten bei Kindern und Jugendlichen, sind auch in der Suchtforschung Selbstangaben ein häufiges Erhebungsinstrument. Insbesondere bei Fragestellungen, die abweichendes oder gesetzeswidriges Verhalten betreffen, kann sozial erwünschtes Antwortverhalten auftreten, sodass die Ergebnisse begrenzte Gültigkeit haben. Dies betrifft auch Angaben zum Alkohol- und Tabakkonsum. Um die Selbstangaben zu Tabakkonsum und Passivrauchbelastung von Grundschülern der 3. und 4. Klassen zu validieren, wurden diese in der PriSeTA-Studie durch Cotinin-Werte objektiviert.
Methode: An 49 zufällig ausgewählten Grundschulen (kontaktiert: n = 280) im Regierungsbezirk Darmstadt (Hessen) wurden 2010/11 eine standardisierte schriftliche Querschnittsbefragung durchgeführt und Speichelproben genommen. Das Kultusministerium, die teilnehmenden Grundschulen, die Erziehungsberechtigte sowie die befragten Kinder haben die Studiendurchführung schriftlich bewilligt. Das speziell für die Zielgruppe entwickelte Erhebungsinstrument umfasste 65 geschlossene Fragen insbesondere zu Risikoverhalten, -einstellung und -wissen zu Alkohol- und Tabakkonsum. Die Speichelproben wurden unmittelbar nach der Befragung gewonnen und mittels Gaschromatografie/Massenspektrometrie auf Cotinin, ein Abbauprodukt von Nikotin, untersucht. Proben mit einem Volumen von weniger 500µL wurden ausgeschlossen. Die Nachweisgrenze des Verfahrens lag bei 0,3 µg/L.
Diskussion/Ergebnisse: Die Selbstangaben von 1806 Schülern der dritten (n = 786) und vierten Klasse (n = 1020) konnten analysiert werden. Von dem durchschnittlich 9,4 ± 0,7Jährigen gaben 14 (0,8%) an, aktiv zu rauchen. 33,6% der Kinder gaben an, dass zu Hause in ihrer Anwesenheit geraucht wird. 1421 (78,7%) Kinder gaben eine analysierbare Speichelprobe ab. Von diesen Proben zeigten 12,6% (n = 145) eine Cotininkonzentration über der Nachweisgrenze. Alle Kinder, deren Speichel einen Cotininwert über der Nachweisgrenze aufwies, gaben an, in den letzten 2 Tagen nicht geraucht zu haben und 7,4% (n = 33) der betroffenen Kinder gaben keine Passivrauchbelastung an.
Schlussfolgerung: Diskrepanzen zwischen Selbstangaben und objektivierter Tabakexposition konnten aufgezeigt werden. Dies deutet auf sozial erwünschtes Antwortverhalten hin, welches insbesondere bei der Durchführung von Prävalenzstudien wie auch bei Interventionsstudien berücksichtigt werden sollte. Maßnahmen zur Objektivierung der Selbstangaben bei Passiv- und Aktivrauchexpositionen erscheinen daher als unabdingbar.