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DOI: 10.1055/s-0033-1351709
Internationale Studienergebnisse
Subject Editor:
Publication History
Publication Date:
19 July 2013 (online)

Gesund aktiv älter werden – Herausforderung für Gruppenleiter
Ergotherapeuten benötigen vielfältige Kompetenzen, wenn sie das Präventionsprogramm „Gesund aktiv älter werden“ erfolgreich leiten möchten. Teilweise können sie auf ihre Berufskompetenzen zurückgreifen, müssen aber auch neue Fertigkeiten erlernen, zum Beispiel das Coachen von Teilnehmern. Zu diesem Ergebnis kommen Ergotherapeuten unter der Leitung von Anke Heijsmann. Sie entwickelten und evaluierten das Programm über einen Zeitraum von acht Jahren an den niederländischen Hochschulen Amsterdam, Rotterdam und Zuyd.
Sieben Ergotherapeuten, die das Programm angewendet hatten, nahmen an den Interviews und Fokusgruppen der Evaluationsstudie teil. Darin reflektierten sie ihre Erfahrungen mit der Leitungsrolle und der Gruppendynamk während des Präventionsprogramms. Außerdem hielten sie ihre Eindrücke in einem Logbuch fest und tauschten sich im Rahmen der kollegialen Beratung untereinander aus. Demnach stellten sie ursprünglich den Anspruch an sich, als Gruppenleiter auf die Wünsche und Probleme der Teilnehmer einzugehen. Dieser An-spruch scheitere aus ihrer Sicht häufig daran, dass die Senioren ihre Bedürfnisse oder Ziele nicht angemessen formulieren konnten. Dies fiel den älteren Menschen auch im Rahmen des COPM schwer. Ebenso schien es für sie ungewohnt zu sein, Inhalte aktiv mitzugestalten. In der Rolle des Gruppenleiters fehlten den Ergotherapeuten konkrete Fertigkeiten, um gruppendynamische Prozesse zu moderieren und die Teilnehmer zu coachen. Denn: Sie beobachteten, dass für die Senioren soziale Aspekte wie persönliche Kontakte oder Anerkennung eine wichtige Rolle spielten. Der eigentliche Zweck des Programms - veränderte Lebenssituationen bewältigen zu lernen - rückte dabei häufig in den Hintergrund. Viele Teilnehmer stellten erst im Laufe der Gruppentreffen fest, welche Bedeutung die ausgewählten Themen für sie haben („Präventionsprogramm“, S. 15). Dennoch erlebten die Senioren das Programm offensichtlich als Unterstützung, um Veränderungsprozesse selbstbewusster anzugehen. Dabei empfanden sie den Kontakt zu Gleichgesinnten als inspirierend und wertvoll.
Um die Gruppentreffen erfolgreich zu leiten, benötigen Ergotherapeuten konkrete Rollenbeschreibungen und intensive Schulungen. Zudem können ihnen Inhalte aus der Occupational Science dabei helfen, die Dynamik von Veränderungsprozessen und Occupational Balance besser zu verstehen und zu nutzen.
Saja
Kommentar > Das Präventionsprogramm „Gesund aktiv älter werden“ richtet sich an selbstständig lebende Senioren in Übergangssituationen. Die Frage ist, wie man diese Zielgruppe erreichen kann. Welche Informationswege sind praktikabel und effektiv? Ist eine Annonce in der Zeitung wirksamer als ein Aushang beim Bäcker oder im Supermarkt? Sollten Senioren durch ihre Hausärzte über das Programm informiert oder sogar dorthin überwiesen werden? Wir Ergotherapeuten müssen uns überlegen, welche Rolle wir hier spielen möchten. Gezielte Kommunikationsstrategien helfen uns dabei, den Bekanntheitsgrad unserer Angebote zu erhöhen und Klienten zu gewinnen. Doch reicht unser Wissen um Public Relation und Werbung dafür aus? Und falls nicht, welche Fortbildungen bieten sich an? Angesichts der demografischen und finanziellen Entwicklungen sollten wir uns hier stärker engagieren. Mein Fazit: Ergotherapeuten müssen ihre Angebote öffentlichkeitswirksam kommunizieren lernen, um dauerhaft wettbewerbsfähig zu bleiben.
Sabrina Jansen, Ergotherapeutin BcOT,
MSc Gerontologie, Dozentin an der Zuyd
Hogeschool in Heerlen, Niederlande