Einfluss von Infektionen und einer Besiedlung mit multi-resistenten Erregern auf das Gesamtüberleben von Patienten mit Leberzirrhose

O Waidmann; F Brunner; VAJ Kempf; C Brandt; S Zeuzem; A Piiper; B Kronenberger

doi:10.1055/s-0033-1352788

Zeitschrift für Gastroenterologie, Table of Contents

Einfluss von Infektionen und einer Besiedlung mit multi-resistenten Erregern auf das Gesamtüberleben von Patienten mit Leberzirrhose

O Waidmann ¹, F Brunner ¹, VAJ Kempf ², C Brandt ², S Zeuzem ¹, A Piiper ¹, B Kronenberger ¹

¹Klinikum der J. W. Goethe Universität, Medizinische Klinik 1, Frankfurt, Germany
²Klinikum der J. W. Goethe Universität, Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, Frankfurt, Germany

Abstract

Hintergrund: Infektiöse Komplikationen sind häufig Ursache einer Dekompensation bei Patienten mit Leberzirrhose. Ob spezifische Infektionen sowie die Besiedlung mit multiresistenten Erregern einen Einfluss auf das Gesamtüberleben von Patienten mit Leberzirrhose haben, ist bis jetzt nur wenig untersucht. Wir führten daher eine prospektive Fall-Kontroll-Studie bei Patienten mit Leberzirrhose durch und bestimmten den Einfluss verschiedener Infektionen und einer Besiedlung mit multi-resistenten Erregern auf das Gesamtüberleben.

Methoden: Patienten, die aufgrund einer Leberzirrhose an unserem Zentrum behandelt wurden, wurde prospektiv in die Studie eingeschlossen und bis zum Tod, dem Zeitpunkt der Lebertransplantation oder bis zum letzten Kontakt nachverfolgt. Bei Studieneinschluss wurden bestehende Infektionen erfasst und ein Screening auf einen Besiedlung mit multiresistenten Erregern anhand der klinikeigenen Hygienerichtlinien durchgeführt. Die Zeit bis zum Tod wurde erfasst und das Risiko für den Enpunkt Tod mit uni- und multivariaten Cox Regressionanalysen berechnet.

Ergebnisse: 272 Patienten wurden prospektiv eingeschlossen. 88 der 272 Patienten (32,4%) litten bei Studieneinschluss an einer Infektion und bei 33 Patienten (12,1%) waren multiresistente Keime nachweisbar. Infektiöse Komplikationen (P < 0,001, hazard ratio (HR) 2.928, 95% Konfidenzintervall (KI) 1.782 – 4.811) und der Nachweis multiresistenter Keime (P < 0,001, HR 2.949, 95% KI 1.650 – 5.272) bei Studieneinschluss waren mit einer erhöhten Mortalität assoziiert. Weiterhin waren Clostridium difficile Kolitiden, spontan bakterielle Peritonitiden sowie bronchopulmonale Infekte mit einer schlechten Prognose assoziiert. In der multivariaten Cox Regressionsanalyse waren der MELD (model of end stage liver disease) score, ein erhöhtes C-reaktives Protein sowie bakterielle Infektionen mit einer erhöhten Sterblichkeit assoziiert.

Diskussion: Bakterielle Infektionen sowie eine Kolonisierung mit multi-resistenten Erregern sind mit einer erhöhten Sterblichkeit assoziiert. Daher sind Infektionen sowie eine Besiedlung mit multiresistenten Erregern zusätzliche potentielle Risikofaktoren, die bei der Beurteilung der Prognose von Patienten mit Leberzirrhose sowie bei der Organallokation berücksichtig werden könnten.