Aktuelle Dermatologie 2013; 39(08/09): 335
DOI: 10.1055/s-0033-1353587
Buchbesprechung
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

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Contributor(s):
H.-D. Göring
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Publication Date:
30 September 2013 (online)

Die drei Autoren sind der emeritierte Ordinarius für Dermatologie der Universität Pécs, Prof. Dr. Imre Schneider, der Dermatologe und Pädiater Dr. med. habil. Ferenc Harangi und der Dermatologe Dr. med. habil. Béla Sebök, beide langjährige Chefärzte der Krankenhäuser Szekszard und Pécs. Sie haben sich der anspruchsvollen Aufgabe unterzogen, eine praktisch alle relevanten Aspekte der Atopischen Dermatitis (AD) berücksichtigende Übersicht zu verfassen. Allein schon die 15 Synonyma der AD machen deutlich, in wie viele Richtungen die Suche der Autoren gehen musste. Die Verfasser haben auf 586 Seiten, illustriert durch zahlreiche, z. T. farbige Abbildungen und 63 übersichtliche Tabellen eine umfassende Darstellung der AD vorgelegt, die keine Wünsche offen lässt. Die Autoren betonen, dass es trotz Heranziehung der fünf Major- und 22 Minorkriterien der AD nach Hanifin und Rajka auch heute noch unklassifizierbare Krankheitsfälle gibt. Es wird deutlich, dass die Häufigkeit der AD in den Industrieländern am höchsten ist und etwa 20 % betragen kann. Die Verfasser haben in diesem Zusammenhang keine Mühe gescheut, auch für weit abliegende Länder statistisches Material über die AD zusammenzutragen. Berichtet wird u. a. auch über die AD in zwei ungarischen Regionen, deren Epidemiologie von 44 dort tätigen Dermatologen und Pädiatern über Jahre verfolgt wurde.

Beeindruckend erscheinen dem Rezensenten die Ausführungen über die Assoziation von AD und angeborenen Immundefekten, ektodermalen Dysplasien, pulmonalen, gastrointestinalen, endokrinologischen, ophthalmologischen, onkologischen und Autoimmunerkrankungen, die dem Dermatologen in dieser Komplexität nicht unbedingt geläufig sind. Großen Wert legen die Autoren auf die Darstellung der Problematik von Diagnostik und Differenzialdiagnostik der AD sowie paraklinischer und klinischer Untersuchungsverfahren inklusive Atopie-Patch-Test.

Es werden die Störung der Hautbarrierefunktion, der genetische Hintergrund der AD, die Rolle von Neuropeptiden, Probleme der mikrobiellen Hautbesiedlung, koinzidente inhalative und Nahrungsmittelallergien sowie psychosoziale Auswirkungen der AD beleuchtet.

Im Kapitel „Therapie“ widmen sich die Verfasser ausführlich der Hautpflege, der Bedeutung des Harnstoffs, der lokalen und systemischen Kortikoidbehandlung, dem Einsatz von Antihistaminika, den Indikationen für eine Therapie mit Cyclosporin A, Tacrolimus und Pimecrolimus, Azathioprin und Mycophenolatmotefil sowie Methotrexat. Es wird auch die seltenere Behandlung der AD mit Interferon, DNCB und Gammaglobulinen und ungesättigten Fettsäuren erwähnt. Schließlich werden Möglichkeiten und Modifikationen der Fotochemotherapie ausführlich abgehandelt.

Jedem Kapitel des Buches schließen sich eine Zusammenfassung und ein ausführliches Literaturverzeichnis an, das sowohl die historisch wesentlichen Arbeiten der Erforschung der AD als auch wegweisende aktuelle Veröffentlichungen umfasst. Das Werk enthält ein ausführliches Sachwortverzeichnis.

Der Stil der vorliegenden „Atopischen Dermatitis“ ist flüssig und verständlich. Die Übersetzung ins Englische ist Judit Kerpel-Fronius inhaltlich und sprachlich vollendet gelungen. Man findet auf dem Buchmarkt über die Atopische Dermatitis so schnell kein zweites Werk, das sich mit dem hohen Qualitätsanspruch und dem wissenschaftlichen und praktischen Wert der Darstellung von Schneider, Harangi und Sebök messen kann.

Das Buch wird Dermatologen, Pädiatern, Allergologen und Immunologen, Pulmologen und HNO-Ärzten zur Lektüre empfohlen.

H.-D. Göring, Dessau